Auf der Suche nach Liebe

Sabrina Wiegel

von Sabrina Wiegel

Story

Rückblickend kam mein Sohn immer bei all dem zu kurz. Ich war gestresst, war launisch und laut. Ich genoss es gar nicht wirklich mehr, Mama zu sein. Der Stress und die Unstimmigkeiten mit seinem Vater John nahmen zu. Immer wieder Drohungen, mir das Kind wegzunehmen, aber auch sich nicht kümmern. Innerlich fühlte ich Zerrissenheit. Die Dinge so zu tun wie es meine Eltern getan hatten. Und auch allen Gerecht werden zu wollen. Angst und Wut waren immer wieder ein Teil meines Lebens. Die Partnerschaft nahm eine ungesunde Dynamik an. Es war Eifersucht, Verlustangst im Spiel und ich war wie isoliert. Hatte kaum Kontakt zu anderen. An der Arbeit bezahlte man mich schlecht bis gar nicht. Es war irgendwie immer ein Überlebenskampf und ich war immer wieder im Zwiespalt mit mir. Ich dachte immer, es würde eh nicht genügen, da andere schöner sind als ich, besser zu meinem Partner passen würden und mein Kind zeigte allerlei, seelische Schmerzen, die sich in den verschiedensten Bereichen auswirkten. Ich war völlig überfordert, wollte mein Glück nicht aufgeben. Endlich wurde ich, so dachte ich, geliebt. Alle Anzeichen von Verschwinden und nicht erreichbar sein, Warnungen der Freunde über die Treue und Ehrlichkeit meines Partners, das Mich-isolieren, die Streitereien, wenn ich mich mal mit einer Freundin traf, missachtete ich. Doch es arbeitete in mir. Ich war launisch, laut und der Leidtragende ganz klar: mein Kind. Es war wieder da, dass Gefühl von nicht genügend sein. Gedanken wurden laut: ‘Ich habe es gewusst, du bist nicht schön und schlank genug… Wer will dich denn schon? ’ Die Heirat wurde immer wieder verschoben und ich kämpfte für den Wunsch, dass wir heiraten und eine Familie gründen. Als ich dann tatsächlich schwanger war und es ihm mitteilte, waren seine Reaktionen: Empörung, Wut und die Aussage: “Ich kann dich mit einem Kind lieben, jedoch nicht mit zweien.” Meine Welt zerbrach wieder in 1000 Teile. Es war wieder an Bedingungen geknüpft, geliebt zu werden. Ich weinte viel, war mir aber sicher, dass ich dieses Kind bekommen würde. Nach und nach arrangierte er sich wohl mit diesem Gedanken und ich merkte, dass der doch anfing, sich darüber zu freuen. Wir planten wie wir die Zimmer aufteilen würden, was für Möbel wir anschaffen würden etc. Bei einem Vorsorgetermin in der 18. Woche dann, bekam ich die Nachricht, dass unser Kind keine Herztöne mehr hat. Ich kann mich nicht mehr an viel danach erinnern. Es war wie, als ob ich ferngesteuert wäre. Meine Mutter rief ich an und teilte es mit. Ich weinte und lief die 5 Kilometer nach Hause. Im Krankenhaus dann die Bestätigung, dass auch sie keine Herztöne mehr sehen können. OP am nächsten Tag. Danach war für mich nichts mehr wie früher. Als sich seine Lügen und auch die Geschichten dazu nicht mehr deckten, war für mich klar, ich gehe. Und das mir sowas wie hier niemals mehr passieren würde.


© Sabrina Wiegel 2024-08-19

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