von Philip
Meine Mama hatte eine Leidenschaft, sie liebte Nussschnaps für ihr Leben gern! Nicht den klaren aus Nussschalenmaische gebrannten, sondern jenen, wo die reifen Nussschalen in einem guten Branntwein mit etwas Zucker durch mehrere Wochen angesetzt werden. Die ältere Tochter des Kroiß Bauern zu Weißbach hatte so ein Service mit Nussschnaps. Davon bekam Mama dann und wann ein Stamperl, wenn sie zum Beispiel im Saustall bei einer Sau, die ihre Ferkel zu werfen erwartet wurde, daheimblieb, während die Bauersleute samt Tochter sich bei einem Kirtag vergnügten; Ferkelpassen nannte man diese Tätigkeit. So eine Ferkelsau hätte sonst eines oder mehrere Ferkel ihres Wurfes erdrücken können.
Das wollte ich ändern, meine Mama sollte ihren Nussschnaps trinken können, wann immer sie einen Gusto darnach haben sollte. Eine Gelegenheit, soviel Geld zu verdienen, ergab sich deshalb da der Bauer den alten Streuobstgarten gerodet hatte. Er wollte an Stelle der Mostbirnbäume (lauter Landlbirnbäume ca. 100 Jahre alt) Tafelobstbäume setzten. Die Wurzelstöcke der gerodeten Birn-, Kirsch- und Nussbäume lagen auf einem Haufen beisammen und waren auch schon längst ganz getrocknet. Philip, wenn du diese Wurzelstöcke alle so zerlegst, dass wir Brennholz für unseren Kachelofen in der Bauernstube machen können, bekommst du 300,00 AS! Damals war ich 13 Jahre alt, Schaitelkliam (Holzhacken) musste ich ohnehin immer wieder, also mach ich das. Das Geld liegt auf der Straße, dachte ich, man muss sich nur bücken um es aufzuheben.
Mit einigen besonders geschärften Beilen, wie sie Holzknechte verwenden, mit verschiedenen Keilen und mit 2 Winden sowie einigen Klampfen rückte ich an den Haufen von Obstbaumstöcken heran. Zuerst kamen die Apfelbaumstöcke dran, das sind ja Flachwurzler. Die hatte ich rasch zerlegt, sodass an jeder Hauptwurzel ein entsprechender Teil des Stockes dranhing. Den Rest wird die Kreissäge erledigen. Die Birnbaum-, der Kirschbaum- und Nussbaumstöcke – alles Tiefwurzler mit Pfahlwurzeln – machten mir mehr Arbeit. Verbissen rückte ich denen zunächst mit verschieden großen Keilen an ihr zähes Holz. Die Keile steckten oft so fest, dass ich dann mit den Winden – Hebegeräte, ähnlich wie ein Wagenheber – den Wurzelstock weiter auseinanderreißen musste. Dabei entstand im Stock sehr große Spannung! Wenn ich dann mit einem weiteren Keil den Wurzelstock weiter aufspalten wollte und das Sicherungslager der Winde dabei durch die Erschütterung abgeworfen wurde, drehte sich die Kurbel mehr als einmal mit irrsinniger Geschwindigkeit zurück! Zum Glück kam mein Bein nie in diesen Drehbereich.
Nach 3 bis 4 Wochen hatte ich die Arbeit geschafft. Der Kroiß-Bauer sagt dazu anerkennend: „Philip ist a richtiger Reißteufel beim Holz, das hätt ich ihm gar nicht zugetraut!“ Von Luisi erhielt ich um 30 Schilling das Schnapsservice samt Nussschnaps. Mama war begeistert und schnalzte mit ihrer Zunge, wenn sie ein Stamperl davon trank!
© Philip 2020-03-19