von Marianna Vogt
Gestern hatte ich mich super nĂŒtzlich gemacht, indem ich fĂŒr eine ehemalige Arbeitskollegin die Fenster putzte.
Nein, ich verlor keine Wette. Es geschah alles ganz freiwillig – eine GefĂ€lligkeit unter netten Menschen.
AuĂerdem gehört ‚Fenster putzen‘ zu meinen Hobbies.
Aber nun zum eigentlichen Thema.
Nachdem ich gestern nach Hause kam, entschied ich mich spontan ins Thermalbad zu gehen, um einem möglichen Muskelkater vorzubeugen.
Da sich das Wetter heute Vormittag eher von der garstigen Seite zeigte, packte ich auch noch die Badekappe ein, schlieĂlich befinden sich das 25 Meter Schwimmbecken, die UnterwassermassagedĂŒsen und das Flussbad im AuĂenbereich.Â
WĂ€hrend der Fahrt ins Thermi ĂŒberlegte ich die ganze Zeit, wo ich eine farbenfrohe Badehaube mit BlĂŒmchendruck kaufen könnte, denn ich besaĂ lediglich eine weiĂe hautenge Kopfbedeckung wie sie professionelle Schwimmerinnen tragen.
Beim EntrĂ©e ins Thermalbad erblickte ich einen Badeshop. Zielstrebig betrat ich die MiniflĂ€che und strahlte denn ich erblickte meine neue SchwimmmĂŒtze. âBunt wie das Lebenâ, wie ich sie zuvor ĂŒberall gesucht aber nirgends gefunden hatte.
Als ich im Innenbereich ins Wasser stieg, war die Aufmerksamkeit der BadegÀste voll und ganz auf mich gerichtet. Die einen tuschelten miteinander, andere lÀchelten mir zu, einer hob gar den Daumen in die Höhe. Eine Frau kam mir entgegen und fragte interessiert: «Oh, Sie haben eine tolle Schwimmkappe. So etwas suche ich schon seit Langem. Wo haben Sie diese gekauft?»
Freudig antwortete ich ihr: «Soeben habe ich sie im Schwimmshop beim Eingang gekauft.»
Eine andere Frau, die neben mir bei den MassagedĂŒsen stand, entgegnete: «Sie machen es genau richtig. Mit dieser farbenfrohen Kopfbedeckung holen Sie sich bestimmt keine ErkĂ€ltung!» und lĂ€chelte mir wohlwollend zu.
GegenĂŒber den DĂŒsen, bĂ€delte eine junge Familie. Der Ă€ltere der beiden Knirpse, etwa sechsjĂ€hrig, fragte seinen Vater erstaunt: «Papa, was hat die Frau auf dem Kopf?», dabei zeigte er mit seinen kleinen Fingerchen in meine Richtung. Ob seiner Frage musste ich das Lachen verkneifen. Nach einer Denkpause antwortete der Vater: «Das sind BlĂŒmchen, welche an einer MĂŒtze befestigt sind, damit die Frau nicht friert.» Spontan entgegnete der Kleine: «Ich will auch so eine haben, wenn ich mit Opa einen Schneemann baue!»
Der Vater wurde verlegen und wusste erst nicht was sagen, dann schlug er ihm vor: «Wenn du dem Christkind schreibst, dass du dir so eine MĂŒtze wĂŒnschst, dann bringt es dir bestimmt eine zu Weihnachten.»
Nachdem ich den UnterwasserdĂŒsen-Marathon beendet hatte, lieĂ ich mich im Flussbad einige Runden treiben. Zum GlĂŒck habe ich ein gutes Selbstvertrauen und so genoss ich das Interesse der BadegĂ€ste, auch wenn sie nur meiner neuen, bunten Badekappe galt.
Mitten aus dem Leben – nicht nullachtfĂŒnfzehn
© Marianna Vogt 2024-09-25