von Bianca Neumair
Nuschelnd lag ich im Bett. Warum nuschelnd? Ich war eigentlich gar nicht wach. Aber mein Freund erzählte mir bereits des Öfteren, dass ich im Schlaf oft redete. Und das Dumme daran: Ich sprach nicht einfach so vor mich hin, sondern ich war irgendwie geistig völlig bei Sinnen, aber auch irgendwie nicht.
Es wäre ok gewesen, wenn ich einfach nur so Stuss geredet hätte, aber wirklich kritisch daran: Ich sprach die Wahrheit! Selbst das, was Menschen nicht hören wollten. Grausamkeiten, die mir sonst nicht von der Lippe kamen. „Findest du, ich bin fett?“ „Sorry, aber ja. In dem Kleid letztens hast du ausgesehen wie eine Tonne.“ Worte, die ich einer Freundin beim Schullager ins Gesicht klatschte.
„Wann hast du eigentlich gewusst, dass du mich liebst?“ „Das tue ich doch gar nicht. Ist nur so ein Freundschaft-Plus-Ding.“ Blöd, wenn einem solche Dinge locker und flockig von der Zunge kommen, und man sich aber meist nicht daran erinnert. Vor allem, wenn man nicht weiß, wieso der Bandkollege plötzlich mit einem „Schluss“ gemacht hat. Oder warum die beste Freundin auf einmal nur mehr über Diäten redet und meint man könnte auch abnehmen. „Du bist schon eine ganz schöne Hypokritin.“ „Bitte was?“
Meine Eltern fanden das sogar so super, dass sie mich manchmal in der Nacht, während ich seelenruhig träumte, über den Unfug ausfragten, den ich angestellt hatte. Fand ich gar nicht lustig … Und dass mein Freund mich auch ab und an im Schlaf anquatschte – widerwärtig von ihm. Habe ich ihm das gesagt? Ja, leider.
Doch seit Neuestem habe ich einen Trick, der mir mit der Sache umzugehen hilft. Anscheinend dürfte mein Unterbewusstsein ja noch funktionieren, sonst wüsste ich nicht, was ich spreche. Daher versuche ich, wenn ich bemerke, dass eine Person in meiner Nähe ist, leichteren Schlaf zu haben und mich nicht zu verletzlich zu zeigen. Mittlerweile klappt es sogar so gut, dass ich automatisch fast wach bin. Dann habe ich noch Zeit zu überlegen und lalle etwas Gewolltes daher auf die gestellten Fragen – finde ich also schon besser.
Ab und an, kommt es mir sogar so vor, als würden unsere Konversationen in einem Traum stattfinden und nicht in der Wirklichkeit. Wie zum Beispiel letztens. Da habe ich mich mit meinem Freund in einem Spaceshuttle über seine Schlafprobleme unterhalten. Die Konversation wurde dann so lustig, dass er aufhörte weiter nachzubohren. „Schatz, es ist klar, dass du in einem Raumschiff nicht gut schlafen kannst. Das ist das Fehlen der Schwerkraft!“
Aber das beste Erlebnis spielte sich ab, als ich einmal alkoholisiert in einer Wiese einschlief. Meine Freunde und ich waren so lange aus, dass es bereits 11 Uhr am nächsten Tag war. Wir trafen uns mit einem Freund zum Mittagessen. Doch daraus wurde nichts. Denn die Gang und ich mussten uns ausruhen. Also wurde das Picknick schnell zum Schlafkränzchen für Jugendliche. Und dabei fehlt doch nichts mehr, als jemand der einem im Schlaf erklärt, wie man mit einer Geige Pizzicato spielt. Fand der eine wache Freund recht unterhaltsam. Ach wie lange ist das her!
© Bianca Neumair 2023-09-06