Aufstieg

Avalanche

von Avalanche

Story

Rot angelaufen, weinend und unter Stress zwang sie sich die einzelnen Stufen des Berges empor. Das höhnische Lachen ihrer Schwester Ansporn genug, um ihre fragilen Beine mit Kraft zu erfüllen.

Eigentlich war es keine lange Treppe, doch am heutigen Tage kam es ihr vor wie ein Spießrutenlauf im Himalaya. Etappe für Etappe, ihr Atem wurde schnell, ihr Herz raste.

Crotea schlängelte sich gewandt die Treppen hinauf, ihre Schuppen kratzten am Holz und das Rasseln ihres Schwanzes wurde intensiver. Edith hielt sich am Geländer fest, sie begann sich daran hochzuziehen. Fast geschafft!

Ihre Schwester wandte sich um ihr Bein, und zog sie einige Stufen hinunter. Edith gab ihr Bestes sich am Material ihrer Errettung festzuhalten, doch ohne Belang. Die Stärke Croteas war überwältigend. Sie fiel, stolperte einige Stufen und schürfte sich ihr Knie an den morschen Planken auf.

„GIB MIR DEN BRIEF, DU KLEINES MISTSTÜCK“

Zischte es bedrohlich, als ihre Schwester begann, mit den Fangzähnen nach dem Brief zu schnappen. Edith schlug mit ihrer Handfläche nach den Waffen Schwester, vergeblich.

Mit Tränen überströmt und einem blutigen Knie, raffte sie sich auf und sprang an der Schlange vorbei. Den Brief umklammert, sie nahm nun mehrere Stufen gleichzeitig, ein wahrlich beeindruckendes Unterfangen.

Vielleicht war es pures Glück, vielleicht auch die panische Angst, die Edith zu solchen Leistungen anfeuerte. Eine Flamme der Hoffnung begann in ihr zu lodern. Links, Rechts, Links, Rechts.

Vergeblich versuchte Crotea, mit ihren nun gestressten, ruckartigen Bewegungen, Edith zu stoppen. Wie ein Hase wandte die Kleinere der beiden sich geschickt um die Schläge des Todes.

An der Spitze der Treppe angekommen, schmiss Edith sich mit einem letzten Hechtsprung auf die Klinke der ebenso schweren, schwarzen Tür.
Was? Bitte nicht.

Sie zerrte und ruckelte an der Klinke, doch die Pforte neigte sich kein Stück.

„Jetzt bist du dran!“

Edith drehte sich hektisch um, der ganze Körper der Schlange, über das Geländer vor ihr gewickelt. Ihr Maul schoss auf den Hasen zu. Das Rütteln wurde intensiver, die Tür stand noch immer stramm. Sie duckte sich unter ihrer Schwester, gerade als diese mit dem Kopf gegen die Tür schlug. HAH, offen.

Der Grazie ihrer Schwester nichts nachreichend, zwickte Edith sich durch die Öffnung, einen letzten Blick ihrer Schwester schenkend, die vor ihr auf dem Boden lag.

Mit einem heftigen Knall schmiss sie die Tür hinter sich zu. Bevor sie erschöpft zu Boden sank, ihren geschädigten Körper, am Holz anlehnend.

© Avalanche 2023-08-31

Genres
Spannung & Horror