August – Eine andere Art von Katerfrühstück

Kerstin Steinbrecher

von Kerstin Steinbrecher

Story

Der August in Österreich kann nicht nur aufgrund zahlreicher aufeinanderfolgender Hitzewellen als äußerst abwechslungsreich bezeichnet werden, sondern auch durch das bunt gemischte Angebot aus Grillpartys, Straßenfeiern und Feuerwehrfesten, die zu dieser Zeit gewöhnlich überall stattfinden. Die durch strenge Erziehung antrainierte Disziplin, der Herr und Frau Österreicher sonst folgen, geht aufgrund des scheinbar nie versiegenden Füllhorns an Vergnügen, daher jedoch sprichwörtlich flöten, weshalb körperliche Gebrechen aller Art in dieser Zeit drastisch zunehmen. Zu den Spitzenreitern zählt dabei wohl die klassische Alkoholvergiftung, mit deren Nachwirkungen auch ich mich eines Morgens auseinandersetzen muss.

Nach einer äußerst kurzen Nacht, schleppe ich mich kraftlos in Richtung Küche, wo ich mich ungelenk auf einen Stuhl fallen lasse. Nie wieder! Niemals wieder würde ich zu tief ins Glas schauen! Darauf würde ich im Moment jeden Eid schwören. »Zu viel gefeiert?«, will Johann scheinheilig wissen. »Ssssch! Nicht so laut, bitte!« Mein Kopf dröhnt und mir ist schwindelig.

Dem kleinen Graupapagei ist mein Unbehagen jedoch vollkommen gleich. Mit noch lauterer Stimme fährt er fort: »Wer seine Grenzen kennt, ist klar im Vorteil.« Verdammtes Vieh. Hält mir Moralpredigten, wo er doch gestern beim Feuerwehrfest ebenso heftig mitgefeiert hatte, wie ich. Leider scheint er sich davon jedoch viel besser erholt zu haben. »Da du heute offensichtlich nicht in der Lage bist, das Frühstück zu machen, werde ich das übernehmen. Was wünschen die Dame?« Unerträglich, seine gute Laune. »Ein Katerfrühstück, bitte.« Nur der Gedanke anKaffee hält mich aufrecht.

Folgsam zieht Johann ab, was mich wohl hätte stutzig werden lassen sollen. Aber um einen klaren Gedanken fassen zu können, war ich noch nicht nüchtern genug. ´Restfett`. So nennt sich der Zustand im österreichischen Sprachgebrauch, in welchem ich mich aktuell befand und beschreibt ein Stadium, das sich irgendwo zwischen Delirium und gerade noch durch eine Alkoholkontrolle kommen, befindet. Daher bin ich ehrlicherweise froh, eine Weile Ruhe vor Johann zu haben. Das ändert sich erst, als der Papagei selbst nach einer ganzen Stunde noch verschwunden bleibt. Wo steckt er nur, frage ich mich unruhig, als endlich die Tür im Flur ins Schloss fällt. »Wohin bist du nur geflogen, um Kaffee zu holen? Nach Nicaragua?«, schnauze ich unfreundlich. Meine nächsten Worte bleiben mir allerdings im Hals stecken, als ich sehe, was Johann mitgebracht hat. »Hier bitte, dein Katerfrühstück. Wenn dir der nicht reicht, kann ich jederzeit Nachschub besorgen.«, mit diesen Worten lässt er den verängstigten Nachbarskater in meinen Schoß fallen.

Okay, vielleicht ist jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen, um Johann zu erklären, was es mit dem Begriff ´Katerfrühstück` auf sich hat. Also, bevor er noch auf die Idee kommt, alle Katzen der Nachbarschaft zu entführen, meine ich.

© Kerstin Steinbrecher 2022-08-04

Hashtags