August … wie Adiós, Allerwertester

Teresa Kaiser-Schaffer

von Teresa Kaiser-Schaffer

Story

„Du?! Auf einem echten Pferd?“ Meine Tochter blickte mich entgeistert an. „Warum nicht?“, fragte ich verunsichert, während sie mir schon um den Hals fiel. „Das wird so cool!“, schrie sie voller Vorfreude in mein Ohr. Ein Ausritt am Strand in Mallorca sollte es für uns vier werden. „Das wird das Urlaubshighlight für die Mädels und bestimmt nett“, dachte ich mir doch tatsächlich bei der Buchung des Events. Je näher der Ausflug hoch zu Ross dann kam, desto mehr geriet meine Euphorie ins Wanken. Ich bin den edlen Vierbeinern gegenüber seit jeher respekt- bis angstvoll eingestellt. Die Blöße eines Rückzugs wollte ich mir jedoch nicht geben. So starteten wir unser Abenteuer.

Am Pferdehof angekommen, erhielt jeder von uns rund 20 reitfreudigen Touristen einen passenden Helm. Besonders schnell setzte ich ihn mir auf, um nicht optisch oder olfaktorisch daran erinnert zu werden, wie viele Reiter ihn bei geschätzten 40 Grad wohl vor mir schon mit Angst- und Hitzeschweiß getränkt hatten. Meine Töchter, beide begnadete Reiterinnen, mein Mann, einstiger Reiter, und ich, totales Reiternackerpatzerl, fanden uns mir zuliebe kurz darauf in der Anfängergruppe ein. Nach einer knappen Einführung bekam jeder von uns ein Pferd zugewiesen. Meine Challenge begann. Ich musste irgendwie auf den Rücken des Tieres kommen. Den Anspruch, dabei eine gute Figur zu machen, hatte ich bereits abgelegt. Mithilfe eines kräftigen Schubs an meinem Hinterteil, ausgeführt von unserem Reitlehrer, saß ich dann wirklich auch irgendwann oben. Mann, war das hoch! Fest umklammerte ich die Zügel. Die Sonne brannte ohne Erbarmen auf unsere Truppe herab, die sich gemächlich in Bewegung setzte: Pferdemaul an Pferdehintern. Was ich komplett unterschätzt hatte, war die Bewegung der Tiere. Mein Po wurde dabei abwechselnd einmal rechts und dann wieder links nach oben geschupft. Mein restlicher Körper sollte irgendwie mit, denn abwerfen lassen wollte ich mich auf keinen Fall. Ich spürte, wie sich meine Beine krampfhaft um den Bauch meines Pferdes wickelten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir wieder schweißgebadet an unseren Ausgangspunkt zurück. Ungeschickt ließ ich mich von meinem Pferd plumpsen. Die ersten Schritte mit festem Boden unter den Füßen waren ungewohnt. Meine beiden Oberschenkel hatten sich in der kurzen Zeit so entfremdet, dass ich Mühe hatte, sie nun beisammen zu halten. Am meisten irritierte mich jedoch, dass ich während der Tour offenbar meinen Hintern irgendwo verloren haben musste. Dort, wo ich ihn bis zum Ausritt noch hatte, fühlte es sich jetzt an, als wäre nichts. Wo konnte er hin sein? Immer wieder strich ich mit meinen Händen darüber. Oder war mein Allerwertester doch noch ganz der Alte? War das eine taktile Täuschung?

Wie sich herausstellte, handelte es sich nur um einen heftigen Muskelkater an einer Stelle, an der ich nicht so viele Muskeln vermutet hätte. Hipphipp-hurra, meine beiden Popschbackerl waren zum Glück ja doch noch da!

© Teresa Kaiser-Schaffer 2020-09-01

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