Wenn ich nach meinen Hobbys gefragt werde, sind Bücher immer ganz vorne dabei. Seit einigen Jahren differenziere ich noch zwischen „Bücher lesen“ und „Bücher kaufen“, was zu einem eigenen Hobby geworden ist. Ich liebe Bücher. Immer schon. Angefangen mit Bilderbüchern und den vorgelesenen Gute-Nacht-Geschichten. Dann das große Glück, endlich gut genug lesen zu können, um nicht mehr auf einen Vorleser angewiesen zu sein. Meine Mutter hat uns zwar immer gerne vorgelesen, aber auch sie war erleichtert, als sie nicht mehr die Geschichten von Bobo Siebenschläfer vorlesen musste, der ihr längst zum Hals heraushing. Endlich konnte ich immer und überall lesen. Das tat ich auch. Anfangs kurze Geschichten von Bobo oder dem Sams. Weiter ging es mit dem kleinen Vampir und den Olchis. Später folgten die Fünf Freunde, TKKG und die Drei ???. Enid Blytons Abenteuer Bücher zogen mich in ihren Bann und die Unendliche Geschichte verzauberte mich. Ich habe mich mit Momo gegen die Grauen Herren gestellt und mit Jim Knopf die Prinzessin gerettet. Natürlich bin auch ich, wie so viele andere, mit einem gewissen jungen Zauberer aufgewachsen. Als der erste Harry Potter Band erschien, war ich gerade einmal ein Jahr älter als die Protagonisten und da die Bücher fast im Jahrestakt erschienen, konnten wir zusammen aufwachsen und den Dunklen Lord bekämpfen. Da ich immer so sehnsüchtig auf den nächsten Band wartete, war dies auch der Anreiz für mich, erstmals Bücher auf Englisch zu lesen. Kein Wunder also, das ich bis heute ein großer Fan der Reihe bin und jedes Buch mehrfach sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gelesen habe.
Ich habe zahllose Welten besucht, Abenteuer bestanden, habe mit den Helden gekämpft, gefeiert und gelitten. Tragische Stellen geliebter Bücher bringen mich zum Weinen, ungerechte Wendungen machen mich wütend. Ein Happy End macht mich glücklich, egal wie es in meiner Welt ansonsten aussieht. Umgekehrt kann mich aber ein Ende, das mich nicht zufrieden stellt, auch tagelang in schlechte Stimmung versetzen. Ich bin eben sehr emotional, wenn es um Geschichten geht. Und welcher Bücherwurm kennt sie nicht? Diese Zerrissenheit, zum einen unbedingt wissen zu wollen, wie eine Geschichte endet, andererseits aber auch die letzte Seite zu fürchten. Denn was dann? Was, wenn das Ende die Erwartungen nicht erfüllt und damit das ganze Buch verdirbt? Und selbst, wenn es das perfekte Ende ist, ist es eben das Ende. Dann muss man sich wohl oder übel verabschieden von den Figuren, die im Kopf schon so lebendig geworden sind, dass man meint, sie wären echte Freunde. Kaum etwas ist schlimmer, als die Leere, die sich ausbreitet, nachdem man den letzten Band der liebsten Reihe zugeklappt hat. Dann ist da noch die Unfähigkeit, ein neues Buch zu beginnen, weil man noch so in der Welt und den Ereignissen des letzten gefangen ist.
Bücher sind für mich wie ein kleiner Urlaub. Für kurze Zeit lasse ich den Alltag hinter mir und tauche in eine andere Welt ein. Und wenn ich zurückkomme, fühle ich mich etwas erholter. Es sei denn, ich habe mal wieder alles, inklusive der Zeit um mich her vergessen, habe die ganze Nacht durchgelesen, weil es gerade so spannend war und muss jetzt leider schon aufstehen und zur Arbeit. Aber was soll ich sagen – das war es wert!
© Simone Hülsermann 2025-01-20