Aus dem Leben von Tante Rosa

Seelenworte

von Seelenworte

Story

Nun sind einige Tage seit der Verabschiedung von Tante Rosa vergangen und in mir keimt das Bedürfnis, mehr von ihrem Leben zu erzählen. Ihrem Leben den Wert zu geben, den es für die Welt hatte.

Rosa wurde 1931 geboren und wäre am 9. Juli 92 Jahre alt geworden. Ich glaube, sie ist froh, dass sie diesen Geburtstag nun im Himmel feiern kann. Zu streng war das Leben am Ende für sie. Vielleicht wäre ich heute an diesem heißen Sommertag zu ihr gegangen. Wir hätten im Schatten gesessen und hätten uns über ein Lüftchen gefreut. Sie hätte mir von ihren Erinnerungen erzählt. Erlebnisse, die mich sehr interessiert haben, da es auch Teil meiner Geschichte ist. Meine Tante hatte lange Jahre ihre Mutter, meine Großmutter gepflegt. Meine Großmutter habe ich nie kennengelernt, konnte ihr durch die Geschichten meiner Tante ein wenig näher kommen.

Ihren Geburtstag können wir nun nicht mehr feiern. Ich konnte ihr mein Geschenk aber bereits im Mai geben und das macht mich überaus glücklich. Rosa hatte vor Jahren einen Jenseitskontakt mit ihrem verstorbenen Mann. Damals war sie mit ihrer Schwägerin bei einem Medium. Es war ihr großer Wunsch, nochmals einen Kontakt herzustellen. Da sie nicht mehr mobil war, sah ich keine Möglichkeit ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Im April habe ich bei einer Veranstaltung eine Frau kennengelernt, die mir auf Anhieb sehr nahe am Herzen war und die sich mit Jenseitskontakten seit früher beschäftigt. Sie wohnt ganz in der Nähe des Altersheims von Rosa. Für mich war klar, ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte. Und so entstand auf unkomplizierte Weise die Möglichkeit ein Trance Healing im Altersheim durchzuführen. Ein Monat vor ihrem Tod konnten wir Rosa ganz liebevoll in die Energie ihres Schutzengels geben. Es waren ganz berührende Momente und ich bin überzeugt, dass diese Session ihr den Übergang in die geistige Welt erleichtert hat. Es hat uns Eindruck gemacht, wie offen Rosa war und wie dankbar.

Es ist schön, über Rosa zu schreiben. Einmal habe ich ihr vorgeschlagen, dass ich ihre Erinnerungen aufschreiben könnte. Das fand sie nicht nötig. Zu normal sei ihr Leben gewesen. Nichts Außergewöhnliches. Die Bescheidenheit eines Menschen der außergewöhnlich ist. Meine Verbindung und Liebe zu Tante Rösti, so nannte ich sie, entstammt meiner frühsten Kindheit. Oft war ich zu Besuch bei ihr und habe mich zu Hause gefühlt in ihren vier Wänden. Gemeinsam mit ihrem Sohn Toni, der bereits im frühen Erwachsenenalter war, bescherte ich ihr viel Glück. Ein Glück, dass sie nicht immer hatte. Meine Tante hatte neben Toni, welches nicht ihr leiblicher Sohn war, eine Tochter geboren, die bereits nach vier Monaten starb. Dieses Leid hat sie bis ans Ende ihrer Tage geprägt. Ganz offen hat sie über ihre Gefühle berichtet und über den Schmerz und Kummer dieser Tage, der immer noch präsent war. Dass ich mit ihr in diese Erinnerungen eintauchen und den Raum dafür halten durfte, hat mich sehr berührt.


© Seelenworte 2023-07-07

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