Aus heiterem Himmel !?

Otto sitzt mit weiteren Gästen des Clubs auf der Terrassse vom Bandary Fishing Member’s Club in Mnarani seelenruhig in urgemütlicher Talkrunde, über ihnen ein ungemein klarer Himmel. Unmittelbar neben der Terrasse geht es recht steil zum Creek hinunter. Der Creek mündet hier nur wenige Kilometer weiter in den Stillen Ozean. Alle warten auf Weltenbummler C., der sich vor kurzem hier im Club eingemietet hat. Vor zwei Stunden hatte er per Funk den Clubchef informiert, dass er von einem mehrtägigen Ausflug mit seiner Segelyacht in den Stillen Ozean zurück ist. Er hatte zudem erwähnt, dass es die Touristen, die bei ihm diesen Ausflug gebucht hatten, arg mitgenommen hat, weil die Yacht auf hoher See in einen Zyklon geraten und oftmals nahe am Kentern war.

Wir sind nun äußerst gespannt, was er zu erzählen hat.

Nebenbei interessiert beobachtet Otto in Blickrichtung an einem von einem Scheinwerfer angestrahlten Pfeiler der etwa 200 m entfernten riesigen Brücke über die breite Creek-Mündung, wie der hier über drei Meter differierende Tidenhub langsam den Pfeiler hochklettert.

Und dann geschieht es – direkt vor Ottos Augen ein Blitz in brüllend knisternder Atmosphäre aus heiterstem Himmel. Mächtiger Donner folgt unmittelbar, zappenduster rundherum. Alle Lichter sind aus, natürlich auch der Scheinwerfer an der Brücke. Die auf der Terrasse Sitzenden sind konsterniert. Otto, vom Gefühl her wie geblendet, erfasst nur unsäglich langsam erneut den herrlich klaren Sternenhimmel über dem Creek.

Der am Nachbartisch sitzende Chef vom Bandary geht ans Telefon und, natürlich – das große Denkste; das Telefon hat seinen Geist aufgegeben. Die Gäste kramen ihr Fachwissen über Physik zusammen und aufgeregt debattierend vermutet jeder, es „besser wissend“ als der andere, was hier geschehen sein kann.

Knapp eine Stunde ist vergangen, als Mr. C. die schmale Ufertreppe vom Creek herauf kommt. Der Bericht über seinen Ausflug hat im Moment nur zweite Priorität. „Hallo W … , was ist geschehen, weißt Du etwas Genaueres, … ?“, so geht es durcheinander.

„Ja“, sagt er, „ja“. „Also, wie Ihr wisst, hängt unmittelbar neben der Brücke eine den Creek überspannende, nicht isolierte Hochspannungsleitung. Als wir vorhin die Brücke erreicht hatten, kamen wir wegen des hohen Mastes der Yacht bei der einsetzenden Flut nicht mehr darunter durch. Es war klar, dass wir auf die in Stunden einsetzende Ebbe warten müssen. Also ankerten wir und legten uns zur Ruhe. Dummerweise hatte mein Bootsmann die Ankerkette nicht weit genug abgerollt. Mit der ansteigenden Flut riss das mitsteigende Boot den Anker aus den Flussboden, das Schiff trieb mit der Flut, von uns unbemerkt, auf die Brücke zu. Der Mast berührte das Stromkabel und die Elektrizität tat das, was sie bei plötzlich hergestelltem Kurzschluss zum Wasser hin so tut.

Den Gewitterschlag habt ihr erlebt, dem Boot und uns auf dem Boot ist außer immer noch ein wenig anhaltender Schwerhörigkeit nichts passiert.“