Aus purer Langeweile

05/04/2019 Irgendwo, Berlin. Es ist früher Morgen, als ich dies schreibe. Ich bin aus dem Techno-Club geflohen. In meinem Kopf ist eine Welt voller Dinge, die ich nicht ganz verstehe. Ein Man kam auf mich zu und sagte mir, dass ich seine definitive Liebe bin, ich sagte ihm, dass ich kein Deutsch spreche. Ich habe es ihm auf Englisch gesagt. Er ist einfach weggegangen. Ich sah, wie er mich eine Weile ansah. Dann kam Abdul und küsste mich, hielt meine Hand und sagte mir genau das Gleiche: Du bist meine definitive Liebe. Ich habe eine Krankheit, Mama, die Leute wollen mich für immer lieben und ich will nur ein bisschen geliebt werden. Ich bin nicht auf der Suche nach der Ewigkeit. Ich will nicht die große Liebe sein. Ich hoffe, höchstens eine Geschichte zu sein, eine von denen, die nicht einmal in der Erinnerung enden. Ich habe es satt, immer das Gleiche zu hören und vielleicht bin ich ja paranoid, wie kann es sein, dass mir in einer Nacht zwei Männer das Gleiche sagen? Sind Männer darauf programmiert, immer gleich zu sein? Ich bin auf dem Weg zu meiner Tante. Ich komme dort an, ziehe meinen Pyjama an, setze mich aufs Bett und schalte meine Lieblingsserie ein. Währenddessen lese ich die Nachrichten von Abdul. Er sagt, dass es auf der Welt keine Frau wie mich gibt, er sagt mir, dass ich das Schönste bin, was er je auf der Welt gesehen hat und dass er sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen kann. Es gab eine Zeit, in der erwiderte ich den Flirt mit Lügen. Ich glaube an das Flirten wie Lügen, die mit anderen Lügen einfach wirken mit. Damals schaffte ich es, drei, vier und sogar sechs Partner gleichzeitig zu haben. Männer und Frauen bedeuteten mir nichts. Es waren nur Gespräche, die zu nichts führten und in denen ich ziemlich verloren war. Ist etwas falsch daran, dass ich nicht für die Ewigkeit geliebt werden möchte? Natürlich nicht, würdest du sagen, natürlich ist mit dir alles in Ordnung, mein Schatz. Es ist die Welt, die falsch ist. Ich wiederhole diesen letzten Satz vor mir selbst. Ich verstehe es nicht, wenn die Welt so schlecht ist, warum bin ich dann die Einzige, die darunter leidet? Morgen wird es eine weitere Nacht in einem anderen Club geben. Morgen wird mein Herz eine Meile pro Minute schlagen, während ich springe. Dann wird ein Kerl auftauchen. Es ist immer ein Kerl. Die Frauen folgen dir meist bis zu den Toiletten, dort sprechen sie dich an. Sie kennen das Timing. Dieser zukünftige Kerl wird mir das Gleiche sagen, was sie alle tun. Es läuft alles auf eine Rede hinaus. Und vielleicht sage ich dann ja! Vielleicht akzeptiere ich die Ewigkeit und entscheide mich, dort zu sterben, aber ich will dir klarmachen, Mama, dass ich das nicht zu meinem Glück tue, sondern aus Langeweile. Es ist wie die Geschichte von dir in Madrid, denke ich, die Geschichte mit Papa.