Ausflüge von Bad Harzburg aus

Annemarie Baumgarten

von Annemarie Baumgarten

Story
Kreis Goslar; Ilsenburg 1992

Auf der Fahrt zur Kästeklippe kamen wir an der Talstation der Schwebebahn vorbei. Bei der Ankunft merkten wir: Wir waren schon länger die letzten Fahrgäste. Man kann auf die Felsen klettern. Sie haben eine geringe, schnell überwundene Höhe. Es nieselte, man hätte auf den klitschigen Steinen ausrutschen können. Deshalb kehrten wir wie einst beim Kleinen Zschirnstein um.

Wir nahmen in der baudenartigen Gaststätte mit Kamin Heiße Schokolade und Torte zu uns. Die Geschichte eines alten Kinderbuches, welches sich in meinem Besitz befindet, spielt um 1900. Man trank damals in vornehmen Kreisen Schokolade, keinen Kakao, wie wir als Kinder. Ich konnte damit nichts anfangen, bis ich das Getränk selbst probiert hatte. Der Bus fuhr fast leer zurück.

Wir besuchten ein Ausflugslokal nahe dem Radaufall, als gerade der Kamin angefeuert wurde. In dem Raum hätte man da gar nicht sitzen können. Der Rauch zog nicht ab, beißender Qualm. Vor der Gaststätte konnten Kinder eine Runde mit einer kleinen Bahn auf Schienen drehen. Manche Kids waren unglücklich, weil sich ihre Eltern nicht bereit fanden, den stattlichen Preis zu bezahlen. Wir liefen durch ein Wäldchen. Es war schon ziemlich herbstlich.

Eine Zugverbindung von Bad Harzburg auf ehemaliges DDR-Gebiet gab es noch nicht wieder. Es fuhren die uns gut bekannten Ikarus-Linienbusse. Im fast 1.000-jährigen Ilsenburg (Partnerstadt von Bad Harzburg) liefen wir eine Einkaufsstätte entlang, durch einen Park zum Schloss und zur alten Kirche. Mittagessen in einem Geschäft mit Imbisslokal. Auf dem Rückweg war am Ortsausgang ein Markt mit Korbwaren. Ein älterer Herr bot uns an, uns im Auto mitzunehmen. Er unterhielt sich mit uns und setzte uns am Quartier ab.

Bei Halbpension wäre das Hotel gegenüber unsere Verpflegungsstelle gewesen. Wir hätten das Vergnügen allabendlich gehabt: Für Vor-, Haupt- und Nachspeise wurden Teller, Bestecks sowie Teller unter die Teller ausgereicht. So etwas ist uns gründlich zuwider. Viele Gäste waren nicht zu versorgen, als wir kamen. Da konnte man sich solche Spielereien leisten. Eine ordentliche Beleuchtung für den Hotelgarten wäre nötiger gewesen. So trat man fast in die Beete, denn es war schon finster.

Wir saßen im Bus meist bei der hinteren Tür, wo man sich gut festhalten und schnell aussteigen kann. Am Tag der Deutschen Einheit war eine Reisegesellschaft im Bus. Alle hatten Plastebecher mit Bier, manche auch Schnaps. Bei einigen geschlossenen Verkaufsbuden weit weg von jeder Station hielt der Bus auf Wunsch einiger, die viel getrunken hatten und dringend Wasser lassen mussten.

Wir besuchten auch das Tiergehege Bad Harzburg. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein in unserer Gegend nicht gebräuchliches Schild „Samtgemeinde“. Bei uns gibt es auch viele Zusammenschlüsse von kleinen Orten. Auf der Geschäftsstraße war immer was zu sehen – viele Läden, ein Uhrengeschäft, griechische Lokale. Beim Italiener bekamen wir einen Mandellikör auf Kosten des Hauses.

© Annemarie Baumgarten 2024-06-21

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