Vorabend meiner vierten Fotoausstellung, die Bilde hängen im Rathaus von Bad Aussee und ich finde, sie hängen gut. Große Vorfreude auf den Abend des nächsten Tages – und auch Spannung. Wie viele Leute kommen zur Eröffnung, wie gefallen die Bilder, wie viele Rückmeldungen erreichen mich, gibt es nette Eintragungen im Gästebuch … ?
Jetzt fotografiere ich schon einige Jahre sehr intensiv, habe kurz einen „Abstecher“ in die Wettbewerbsfotografie unternommen – absolut nichts für mich. Bilder, die dort Anklang finden, müssen einem ganz bestimmten Geschmack entsprechen – sonst „reißen“ sie nichts“. In vielen Fällen sind es sehr „konstruierte“ Fotos, teilweise komplette Fotomontagen oder zumindest stark bearbeitet. Es sind absolut perfekte Bilder, Schärfe und qualitative Kriterien sind ihnen nicht abzusprechen, aber viele empfinde ich ganz einfach als absolut künstlich.
Meine Bilder sollen leben, vielleicht auch einmal einen kleinen Fehler zeigen, Gefühl soll in ihnen spürbar sein und sie sollen nicht unbedingt dem üblichen Fotoblick entsprechen. Je älter ich werde, umso weniger will ich mir etwas aufzwingen lassen, erst recht nicht, wenn es um kreative Tätigkeit geht.
Sehr viele Möglichkeiten hat man dann als Fotograf nicht mehr, irgendetwas mit den tausenden Bildern zu unternehmen. Man kann sie im PC archivieren und sich über den „Besitz“ freuen, man kann sie zu einer Beamershow zusammenstellen, man kann Fotobücher gestalten – auch eine sehr schöne Sache – und man kann eben versuchen, Ausstellungsmöglichkeiten zu finden. Das ist wohl für mich das Erstrebenswerte.
Wenn ich dann so im großen Kreis meiner Gäste stehe – und die kommen wirklich zu mir und nicht zum guten Buffet – ist es ein tolles Gefühl – das ist „geil“ würden manche in dieser Situation sagen. Vor und nach der Eröffnung plaudert man mit Freunden und Bekannten, die man schon lange nicht mehr sah. Mit vielen ist man oft zusammen, aber auch in diesem Fall ist viel zu sagen. Man ist – ich bin – ganz einfach der Mittelpunkt – und das ist von Zeit zu Zeit sehr schön.
Auch wenn man selbst von der Qualität seiner Arbeiten überzeugt ist, erfreuen positive Rückmeldungen der Fotofreunde enorm. Es ist ein Glücksgefühl, nach dem man süchtig werden könnte – zu vergleichen mit dem Moment, wenn man nach einer schönen Klettertour auf dem Gipfel steht. Es gäbe unzählige mögliche Vergleiche, aber dieser liegt mir als Bergsteigerin natürlich nahe. Außerdem ist für mich das Sammeln von Bildern für eine Ausstellung wirklich ein „Auf dem Weg sein“ mit dem Ziel, ein schönes Gesamtwerk zusammenzufügen. Genau das ist mir ein großes Anliegen, ich will keine Schau „best of“, sondern ein Projekt ins Auge fassen und dann auch nach bestem Können umsetzen.
Und so bin ich ganz einfach neugierig, wie es morgen sein wird. Die Vorfreude und die Dankbarkeit, dass mir dies alles möglich ist, sind groß.
© Hildegard Mittermair 2020-05-17