Kurzwanderung am Abschiedstag (10.9.99) links herum durch den Wald oberhalb des „Hirschsprungs“. Plötzlich sahen wir durch die Bäume hindurch auf wundervolle Weise das Panorama von Berlebeck und traten auf eine Wiese im oberen Teil des Ortes heraus.
Mit folgendem Gedicht wollten wir uns im Gästebuch der Ferienwohnung verewigen:
Im 1.990. Jahr nach der Schlacht haben wir uns aufgemacht zu dir, oh Teutoburger Wald! Nach Detmold fuhren wir bald, genossen den Urlaub in vollen Zügen. Schon die Hinfahrt war ein Vergnügen. Am 250. Goethe-Geburtstag kamen wir an. Der Quartiervermieter war ein netter Mann. Wir wohnten im Haus am Wasserfall. Nebenan tobte der Jugendfeuerwehrball. Davon sind wir in der ersten Nacht mehr als einmal wieder aufgewacht. Beim Feuerwehrball haben wir Roster verzehrt. Imbissstände waren heiß begehrt. Eine Schauübung im Löschen konnten wir verfolgen. Es stiegen auf ziemliche Rauchwolken. Was haben wir nicht alles geboten bekommen, haben auch die Externsteine erklommen. Als man durchs Residenzschloss in Filzpantoffeln „schoss“ waren lauter Niederländer zugegen, der Kultur mit Übersetzung wegen. Wenn man weiß, was es heißt, ist Niederländisch* leicht. Im Dorfladen kauften wir oft fröhlich ein, sie hörten selten das Wort Semmeln, das war fein.
*Niederländisch und Plattdeutsch sind verwandte Sprachen. Es war auch das Jahr, in dem meine beiden Omas 100 Jahre alt geworden wären.
11.9.99: Der Vermieter fuhr uns zum Bahnhof und unterhielt sich noch eine Weile mit uns. Unser Zug war noch nicht da. Mit uns im Zugabteil saßen zwei Damen aus Hagen mit einem Hündchen im Korb. Als wir in Kassel auf die Abfahrt warteten, kam eine Gesellschaft, die mit einem ihrer Kumpels Abschied vom Junggesellendasein feierte. Sie hatten ziemlich gebechert und eine Aufblaspuppe dabei. Alle trugen T-Shirts mit einer Aufschrift, die auf das Ereignis hinwies. Zwischen Halle und Leipzig mussten wir im Zug mit Stehplätzen vorliebnehmen und merkten erst richtig die für September ungewöhnliche Außentemperatur. Wir fuhren, seit ich die Berufsschule beendet hatte, meist ab den letzten Augusttagen in den Urlaub. In Leipzig mussten wir außerhalb des Bahnsteigs in den Wagen des Doppelstockzuges regelrecht hineinspringen, mit großem Gepäck eine Zumutung. Ein Bahnbediensteter konnte sich deshalb allerhand anhören. Er zuckte mit den Schultern nach dem Motto: Was regen Sie sich auf!? Mein in der Bahnhofstraße Werdau geparktes Auto war noch die, die Scheiben staubig vom langen Aufenthalt im Freien, alle Räder noch dran. Die letzten Kilometer war ich motorisiert.
© Annemarie Baumgarten 2024-08-13