von Esra Kurt
Die Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts verliefen stressig und es flossen viele Tränen. Das lag nicht zuletzt an meinem Arbeitsleben. Denn ich musste schon einige Jobwechsel erleben. Dies geschah aus zwei Gründen: Erstens, ich wurde von Kollegen und Chefs gemobbt. Zweitens, wegen Mobbing erlebte ich Krisen.
Schon zu Beginn meines Arbeitslebens hatte ich keine guten Karten einstecken. Ich hatte eine Chefin, die sarkastisch war und meinte: „Ach, benutze deinen Autismus nicht als faule Ausrede für Selbstmitleid!“
Diese Aussage prägt mich bis heute, obwohl sie von November 2010 stammt. Im März 2011 wurde ich aus dem Arbeitsplatz gekündigt, in dem ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau machen wollte. Danach war ich bis Dezember 2011 arbeitslos. Ab Dezember 2011 bekam ich eine neue Arbeitsstelle in der Produktion. Dort traf ich auf einen Vorgesetzten, der zwar hart, aber herzlich war. Mit ihm konnte ich meine Gedanken über Mozart teilen und er meinte deswegen: „Es ist ganz lustig, wenn man jenseits des Massengeschmacks denken kann!“
Doch die Erinnerungen an den ersten Arbeitsplatz überschatteten mich Ende 2012. So kam es, dass ich Anfang 2013 meine erste große Krise im Arbeitsleben erlebte. Deswegen landete ich in jenem Jahr zweimal in der Psychiatrie. Aufgrund meiner Aufenthalte in der Psychiatrie und den Folgen meiner Krise konnte ich bis September 2013 nicht arbeiten.
Ab September 2013 wurde ich in einer anderen Zweigstelle innerhalb des gleichen Betriebs versetzt. Dort lernte ich neue Kollegen und Chefs kennen. Der Zeitraum von September 2013 bis Juli 2019 verlief moderat.
Aber im Juli 2019 zeigten das Kollegium und die Vorgesetzten ihr wahres Gesicht: Sie hatten keine Ahnung vom autistischen Formenkreis und behandelten wie einen Menschen dritter Klasse. Ich weiß bis heute nicht, wie der Wesenswandel des Betriebs zustande kam. Dessen Ursprung liegt wahrscheinlich im Dunkeln.
Ich halte es in der Firma nicht mehr aus. Höchstwahrscheinlich werde ich kündigen, weil das Mobbing extremen seelischen und körperlichen Stress in mir auslöst. Noch schlimmer als in den Jahren von 2010 bis 2013.
Kurz gesagt: Aufgrund von Mobbing fühle ich mich wie ein Monster, das in der Arbeitswelt gehasst wird. Oder um es noch krasser zu sagen: Ich glaube, dass ich im Arbeitsleben ein hoffnungsloser Fall bin!
© Esra Kurt 2020-02-02