von Erika Eck
Wenn mein Mann und ich gemeinsam zum Einkauf in den Supermarkt fahren, dauert das Einkaufen immer länger, als wir eingeplant hatten! Mein Mann interessiert sich für alle Arten von Fisch, schaut nach Angeboten aus und manchmal übersieht er bei den Weinregalen die Zeit, denn er liest ganz genau die Etiketten auf den Weinflaschen, nimmt die Flaschen in die Hand, prüft die Farbe und manchmal, wenn ich ihn suche, steht er ganz versunken da und ich kann förmlich sehen, wie er einen imaginären Schluck aus der Flasche nimmt!
Inzwischen lege ich alles in unseren Einkaufswagen, was wir auf dem Einkaufszettel aufgeschrieben hatten und wenn ich Glück habe, treffe ich noch Freunde oder gute Bekannte, mit denen ich ein bisschen plaudere, damit mein Mann mehr Zeit hat, zu gustieren und sich an den Weinflaschen zu delektieren. Wenn wir aber dann an der Kassa stehen, kann es ihm nicht schnell genug gehen, dass er aus dem Einkaufscenter wieder hinauskommt. Und vorige Woche passierte es dann: Mit dem vollen Einkaufswagen fuhren wir zu unserem Auto, das mein Mann aus Gewohnheit meistens am gleichen Parkplatz abstellt, wenn wir dort einen leeren Parkplatz finden. Wir rissen den Kofferraumdeckel auf, um die eingekauften Waren zu verstauen!
Auf einmal hüpfte aus dem Auto eine junge Frau und fuchsteufelswild fauchte sie uns an, „wir sollten uns schleichen“, das wäre nicht unser Auto! Ganz verdattert standen wir da und – entsetzlich – das war nicht das Auto meines Mannes, dieses stand drei Parkplätze weiter! Zerknirscht entschuldigten wir uns bei der jungen Frau und versuchten sie zu beruhigen, denn sie murmelte etwas von „Autodieben“ und von „depperten, senilen Leuten“ und klaubten die drei Waren, die wir schon in ihrem Auto verstaut hatten, wieder in unseren Einkaufswagen. Unter vielen Beteuerungen, nicht in böser Absicht gehandelt zu haben, suchten wir betroffen das Weite und steuerten den Wagen meines Mannes an.
Die junge Frau fuhr schließlich einige Minuten später an uns vorbei, warf uns finstere Blicke zu und an ihren Lippenbewegungen konnten wir lesen, dass sie noch immer nicht gut auf uns zu sprechen war, dass sie noch immer dahinfluchte!
Natürlich hatten mein Mann und ich ein schlechtes Gewissen, aber muss man sich so schrecklich grob verhalten? Kann man nicht lächeln über ein an sich harmloses Vergehen? Jedem von uns ist schon einmal ein Fehler passiert, aber davon geht die Welt nicht unter! Liegen bei manchen jungen Leuten die Nerven schon so blank, dass sie nicht einmal Entschuldigungen gelten lassen? Vielleicht liegt es auch an dieser „besonderen“ Zeit, dass man keinen Humor mehr zulässt, dass jeder kleinste Fehler auf die Waagschale gelegt wird! Eigentlich schade um die zwischenmenschlichen, positiven Eigenschaften!
© Erika Eck 2020-11-27