B_mmeln

metaphrasant

von metaphrasant

Story

Bestandsaufname: Es ist FreiTag, Viertel vor Elf, ich bin ruhig und still – Bummeln durch den Moment. Ich will die kommenden Tage unter Anderem damit verbringen, die Dinge, die gehen dürfen auch gehen zu lassen. Das Reinigen hat heute schon gut angefangen und der Moment ist vollmundig und weich.

Draußen ist es frisch, durchzogen von der Lebendigkeit zwitschernder Vögel. Aus verschiedenen Ecken kommt das Bimmeln von diversen Kirchtürmen. Eigentlich eher Bommeln. Bimmeln kann ein Glöckchen, aber diese Glocken Bommeln, echt jetzt. Ein Kirchturm hat nur eine Glocke. Die kann ich als Bimmeln durchgehen lassen, aber die hat dafür etwas Penetrantes; ich nenne es mal Bömmeln – süß aber penetrant.

Drinnen surrt die Kaffeemaschine zum überlauten Ticken der Uhr in der Küche. Den leckeren Kaffee in der Hand verlasse ich die Küche; die Uhr geräuscht an meiner Seite mit, als ob ich noch danebenstehen. Ich überlege mir, sie auf fünf vor zwölf zu stellen und die Batterie zu entfernen. Als ob es kurz davor sei, dass ihr letztes Stündchen geläutet hätte: Kein Bimmel für dich, nur Bammeln.

Ganz drinnen ohrwurmt sich schon eine ganze Weile „Stille Nacht“ durch den Geist. Dafür gibt es keine Ohrwurmkur. Die Ablenkung langweilt mich nur. Routinen haben keinen Nutzen für etwas anderes, nur für sich selbst. Wenn es sich verdaut hat, dann scheidet es sich schon aus. Ich höre derweil zu und realisiere, dass es nichts Bedrohliches hat. Ich stelle den Kaffee ab. Im Bummeln durch mein Wohnzimmer lasse ich los und alles dämpft sich in eine Stille – zurück bei mir.

Die Dinge streifen mich nur, ticken ohne Bammeln, Bommeln und Bömmeln, Zwitschern frisch; und alles im Bumeln durch den Moment. Der aber strotzt der Beschreibung – wie will man das, was aus der Tiefe ohne Worte dahin dringt, wo etwas „Stille Nacht“ singt auch begreifen oder beschreiben.

Keine Ahnung. Im Moment eher stiller Tag. Manche nennen es Freitag, manche den 25. Dezember, manche Weihnachten, manche Was-auch-immer. Draußen ist es frisch und die Vögel zwitschern ihren Begriff dazu, die Glocken sind ein Ausdruck. Ich nenne es jetzt einfach mal Bemmeln – das ist noch nicht besetzt. Bestandsabgabe: Bemmeln – wo es nichts zu suchen, nur etwas zu finden gibt.

© metaphrasant 2020-12-25

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