Ba ba BankĂĽberfall

Wolfgang Ferdinand Vogel

von Wolfgang Ferdinand Vogel

Story

„Das ist …“ sein Mund war trocken, „… Banküberfall!“ Die Kassiererin am Bankschalter schaute ihn nicht einmal erschrocken an, sondern … Später sollte sie aussagen, dass sie sich das Lachen verkniffen hat. Karl deutete ihren Blick falsch. Er meinte sie habe ihn nicht verstanden. Er trug eine Schihaube, eine die man herunterziehen kann und die dann den Mund verdeckt. „Banküberfall!“ Er zog die Haube ganz herunter. So wurde sein ganzes Gesicht sichtbar. „Herr … aber bitte.“ Die Kassiererin hatte ihn erkannt; er war ja schließlich Stammkunde in dieser Filiale. Einer der in jüngster Zeit allerdings einige Probleme hatte.

Er deutete mit Blicken auf seinen rechten Arm. Unter einer Jacke konnte man eine Schusswaffe vermuten. Ein Kollege am Nachbarschalter hatte den Alarmknopf gedrückt und die Kassiererin tat wie gelernt: zunächst nahm sie das Geld aus dem Fach heraus, fächerte die Scheine auf und legte sie auf den Tresen. Karl bekam Probleme. In der linken Hand hatte er ein Plastiksackerl. Mit welcher Hand sollte er die Scheine verstauen? So warf er die Jacke weg, Pistole war natürlich keine darunter. So konnte er aber schließlich die Geldscheine verstauen.

Die Kassiererin drehte sich um und griff nach dem Alarmpacket. Es lag schon einige Zeit in ihrem Schalter. Funktioniert es überhaupt noch? Und wie? Sie legte es auf den Tresen, Karl griff danach und es fiel ihm aus der Hand auf den Boden. Er legte das Sackerl auf den Tresen und bückte sich nach dem Packerl. Es war halb unter die Holzabdeckung gerutscht. Mit dem Fuß holte schob er ihn nach vor, bückte sich erneut, nahm es in der Hand – und da ging es auch schon los. Eine orange Wolke stieg auf.

Karl geriet in Panik. Die Schimütze riss er sich vom Kopf, warf sie fort und rannte zur Türe. Er musste mehrmals winken ehe die automatische Türöffnung ansprach. Er rannte hinaus. Im kleinen Park auf der anderen Straßenseite setzte er sich auf eine Bank.

Mit gezückten Waffen stürmten die Polizisten an ihm vorbei in die Bank. Immer mehr Blaulicht und er nahm es kaum noch wahr. Dann kam die Kassiererin heraus, se deutete auf die Parkbank und zwei Polizisten rannten hin. Immer noch mit gezückten Waffen. Aber Karl stand nur müde auf, streckte die Hände vor, ließ sich die Handschellen anlegen. Widerstandslos – wie im Protokoll vermerkt worden ist.

An das folgende Verhör erinnert sich Karl nur noch bruchstückhaft. Viel gesprochen haben dürfte man nicht. Die Staatsanwaltschaft fasste zusammen, dass aus den „verschiedenen nonverbalen Äußerungen nicht auf eine höhe kriminelle Energie geschlossen werden kann“.

So machte er sich nach einer milden Strafe an die Schuldenregulierung – diesmal mit legalen Mitteln.

© Wolfgang Ferdinand Vogel 2020-02-20

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