Baden in meiner Kindheit.

SuzukiOma

von SuzukiOma

Story
Wien

Vor der Schulzeit fand die wöchentliche Badeprozedur im Waschtrog in der Waschküche statt. Oh, da war es stets warm und mollig, denn hier stand der Kessel, den man einheizen konnte, um darin die Wäsche zu kochen. Von dort stammte dann das warme Wasser für den Waschtrog. Nachdem das Haus noch eine halbe Ruine war, bedeutete dies natürlich, auch im Winter über den Hof zur wöchentlichen Grundreinigung zu marschieren. Hab es aber nur in angenehmer Erinnerung, meine Mutter war sehr fürsorglich. Während der Schulzeit (es war ja eine neu erbaute Schule), konnten wir bereits die vorhandenen Duschen benützen. Gerne und oft wurden diese nach der Turnstunde in Anspruch genommen. Gut, das war das Baden in geschlossenen Räumen.

Anders sah es mit dem Baden im Freien aus. In unserer Nähe gab es jede Menge Ziegelteiche, die waren jedoch laut meiner Mama für mich tabu. Ich konnte noch nicht schwimmen und es waren auch gefährliche Stellen dabei. Altes Kriegsmaterial war in den Tiefen der Teiche verborgen und hat schon manche tauchende Kinder nicht mehr an die Oberfläche gelassen. Auch aus meiner Schule ist ein Mädchen auf der sogenannten „Figur“ in Brunn/Gebirge ertrunken.

Ein Ereignis ist mir von Erzählungen im Gedächtnis. Mit der Badner Bahn fuhr meine Mama mit Opa und mir als kleines G’schraperl zum „Ozean“ nach Guntramsdorf. Damals war es eine noch frei zugängliche Bademöglichkeit. Meine Mama konnte auch nicht schwimmen und so saß sie mit Opa auf der mitgebrachten Decke und schärfte mir ein, mich nur im seichten Wasser in Sichtweite aufzuhalten. Vergnügt plantschte ich also am Ufer entlang, doch plötzlich kam eine Grube und schwups, war ich verschwunden. Mama erstarrte vor Schreck als sie mich nicht mehr sah, doch ein beherzter Mann griff zu und holte mich wieder an die Luft. Alles gut gegangen, aber eben dieses Erlebnis veranlasste Mama, mich nirgendwo alleine auf die Teiche gehen zu lassen.

Mit der Zeit und der Hilfe eines Verwandten lernte ich jedoch, mich über Wasser zu halten und konnte dadurch wieder mit anderen Kindern bei uns zum Schellensee baden gehen, der zu diesem Zwecke gereinigt und als Badeanstalt zugelassen wurde. War ausgesprochen lustig und irgendein bekannter Erwachsener hatte immer ein Auge auf uns, was uns jedoch nicht daran hinderte, dort unsere erste Zigarette zu probieren.

Jahre später war einige Male das Meer unsere riesengroße Badewanne, später der Campingplatz in Wilhelmsburg mit einem ganz tollen Bad. Durch die Flutkatastrophe von dort vertrieben, waren wir am Ratzersdorfer See an Land gespült und sesshaft geworden. Auch hier war die Bademöglichkeit grandios und ich fühle mich nach wie vor sehr wohl in dieser Gegend, obwohl ich wegen meiner Wirbelsäule und dem zum Teil lahmen Fuß nicht mehr schwimmen kann.

Wie ich nun bei der Kälte auf das Baden gekommen bin? Ganz einfach. Ehemalige Camper sind seit gestern auf Mauritius! Viel Vergnügen liebe Freunde!


© SuzukiOma 2024-01-15

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Unbeschwert