Ich dachte es mir heute wieder. Langsam gefÀhrlich sich hier zu bewegen. Das Dach undicht. Der Boden auf der Passage von den Bahnsteigen zum Bahnhofvorplatz glatt, nass und je nach Schuhwerk ein Tanz auf Eiern.
Dieses Jahr soll mit dem Neubau begonnen werden. Soweit die ĂBB. Der neue BĂŒrgermeiste möchte den Bahnhof nĂ€her zum Zentrum verlegt wissen, auch eine Unterflurlösung fĂŒr die Bahn wĂ€re seine Ăberlegung. Das ist einmal mein aktueller Wissensstand. Ja, hoffentlich wird dieses Jahr mit dem Neubau begonnen. Allerhöchste Zeit.
FĂŒr Renommee sorgt der Bahnhof schon lange nicht mehr. Dabei ist dieser Bahnhof noch gar nicht so alt. Gut dreiĂig Jahre wĂŒrde ich sagen. Aktuell beherbergt der Bahnhof nur noch eine BĂ€ckerei. In den besten Zeiten gab es noch einen Friseur und wohl typisch fĂŒr einen Bahnhof, ja, eine Trafik. Die Trafik gibt es seit ein paar Monaten nicht mehr. Nehme an, Bregenz ist der einzige gröĂere Bahnhof in Ăsterreich, der ĂŒber keine Trafik verfĂŒgt. Irgendwie unglaublich.
Vor Jahren hatte ich Besuch aus Graz. Ein Architekt. Er war noch nie in Bregenz. Als er aus dem Zug ausstieg, sich umsah, kopfschĂŒttelnd und mich fragend. Was bitte ist das denn? FĂŒr ihn war das kein Bahnhof. FĂŒr eine Landeshauptstadt. Und dazu noch so hĂ€sslich. Gut, ĂŒber Geschmack lĂ€sst sich bekanntlich streiten. Ich finde ihn auch nicht schön. Wohl niemand.
Bin gespannt, ob ich den neuen Bahnhof bis zu meiner Pensionierung in gut sieben Jahren noch genieĂen darf.
Bahnhöfe sind sehr eigene LebensrĂ€ume. Das stĂ€ndige Kommen und Gehen. Unter den Berufspendlern irgendwie immer die gleichen Gesichter. Unter den Fernreisenden und Urlaubern ein buntes Spektrum an Menschen. Besonders in der Festspielzeit. Eine Zeitlang war unter anderen der Bahnhof Bregenz auch im Fokus der Notreisenden. Ăberwiegend Menschen aus RumĂ€nien und Angehörige der Minderheit der Roma.
Bahnhöfe können Charme haben. Wie jener in Ceske Velenice. Seinerzeit ein strategisch wichtiger Bahnhof. Dehalb fiel Velenice und dreizehn andere österreichische Gemeinden an die 1918 gegrĂŒndete Tschechoslowakei.
AuĂergewöhnlichen Charme hat etwa Chhatrapati Shivaji Terminus, Mumbai, Indien, Metz-Ville, Frankreich,
Sie können architektonische Sensationen sein wie Neapel-Afragola, Lissabon-Oriente, Kanazawa, Japan.
Sie können beides in sich vereinen Estaçion Central von Santiago de Chile Alameda oder die Huddersfield Station in England. Und nicht zu vergessen der Grand Central in New York. Der wohl bekannteste und schönste Bahnhof der Welt.
Der Bahnhof Bregenz versprĂŒht weder Charme, noch besticht er durch eine bemerkenswerten Architektur.
Ein Schandfleck fĂŒr das pittoresk am Bodensee gelegene Bregenz. Und wenn es regnet, eine Rutschpartie.
Lassen wir uns ĂŒberraschen. Ich liebe Ăberraschungen, die guten jedenfalls.
© Walter Tiefenbacher 2021-01-13