“ Balkan-Express“ on way Ticket

Hans- Herbert Erregger

von Hans- Herbert Erregger

Story

Konstantinopel-heute Istanbul, hatte nach mir gerufen.

So hat diese Geschichte angefangen, und sie hat niemals aufgehört. Das Fremde, das Geheimnisvolle dieser Welt rief mich, und ich folge diesem Ruf bis heute. Ich wollte wissen, was war da draußen zu finden, fern von meiner derzeitigen Heimat.

Irgendwie wusste ich damals nicht so recht was ich mit mir anfangen sollte. Ich war 18 Jahre geworden. Istanbul dieser Name lockte mich, hatte ich doch schon damals viel über die Kreuzritter gelesen, die durch diese Stadt zogen um ins heilige Land zu kommen.

ISTANBUL- einfache Fahrt mit der Eisenbahn, was damals ein besonderes Abenteuer war. Fast drei Tage war man mit dem Zug unterwegs, quer durch Ex- Jugoslawien und durch das kommunistische Bulgarien .

Auf zu meinem ersten großen Abenteuer. Es begann am Hauptbahnhof in Graz. Abfahrt 23 Uhr. Da kam der Balkan Express aus Wien. Ich besaß nicht viel, nur etwas Proviant und Kleidung im Rucksack. Auch mein Geld war kein Vermögen. Ich dachte gar nicht darüber nach, ob es für meine Rückkehr reichen würde.

Der Balkan Express. Die Lebensader der Türken, der Kurden, der Jugoslawen. Ein Zug der sie in das gelobte Land Österreich -Deutschland und wieder zurück brachte . Man roch sofort den Balkan, wenn man diesen Zug betrat. Es ist ein eigenartiger Geruch aus Bier und Schnaps, aus Wurst und Käse gewürzt mit viel abgestandener Luft. Ich stieg in diesen Zug, der mich in die heilige Stadt Konstantinopel bringen sollte.

Noch heute sehe ich die Menschen meines Abteils vor mir.

Der Halbmond leuchtete durch das Zugfenster herein, ein Sinnbild meiner Reise. Ich weiß nicht mehr ob ich damals Angst hatte, irgendwie hatte das Zugabteil etwas Vertrautes, wie ein kleines Stück Heimat.

Irgendwann bin ich aus Müdigkeit eingeschlafen.

Ruckartig werde ich aus dem Schlaf gerissen.

Der Zug hatte gestoppt. Verschlafene Gesichter blicken mich an, Unruhe in ihren Augen. Zwei Frauen und zwei Männer sind meine Begleiter im Abteil. Einer der Männer zieht den Vorhang vom Fenster, es ist schon hell draußen. Draußen, das ist für mich schon fremdes Land- EX Jugoslawien. In Skopje im Süden Jugoslawiens war auf einmal Schluss mit der Reise. Der Waggon in dem ich saß war kaputt. Irgendetwas war gebrochen. Wir mussten umsteigen. Die Sprachen um mich herum waren mir fremd, die Menschen auch.

Der Balkan- Express ratterte weiter, quer durch Bulgarien. Irgendwann waren wir dann an der Türkischen Grenze. Der Zoll kam in unser Abteil.

Nach langer Fahrt, durch endlose Landschaften, fuhr der Zug in den Bahnhof des ehemaligen Konstantinopel ein. Ich war in einem fremden Reich gelandet. Es war an der Zeit mein sicheres Abteil zu verlassen, um das Abenteuer der Freiheit zu suchen. Am Bahnhof wimmelte es vor Menschen. Viele fremde Gesichter, fremde Geräusche und Gerüche. Ein eigenartiges Gefühl hatte mich ergriffen. Keine Angst, kein Heimweh, sondern ein berauschendes Gefühl dieser für mich neuen Welt.

© Hans- Herbert Erregger 2020-07-27

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