von Sandra E. Mae
Sind Sie schonmal vor Liebe geplatzt? Nein? Ich auch nicht. Aber ich fühlte mich danach. Schon mal. Schon öfter.
Wie ein prall gefüllter Luftballon. Ein Wasserbecken, randvoll. Ein Bierfass, kurz vorm Überlaufen. Ein Eichhörnchen, die Backen voller Nüsse. Erde, bebend. Eis, schmelzend. Feuer, lodernd. Dynamit. Donner. Stromschlag. Der freie Fall, kurz vorm Aufprall. Der Schrei, kurz bevor er sich der Brust entringt. Die Muskeln, kurz vorm Entkrampfen.
NICHT. MEHR. AUSZUHALTEN.
Kann man überhaupt vor Liebe platzen? Wenn ja, was bleibt dann von einem übrig?
Ich weiß nicht, was und wieviel von mir übrig bliebe. Ich weiß auch nicht, wie viel Liebe ich noch geben kann. Ich weiß nur, dass sie da ist. Dass sie groß ist. Dass sie wahr ist.
Dass sie mächtig ist. Übermächtig. Wenn ich dort bin. Im Licht. Im Nebel. Im Moment. Mit mir. Und ihr. Meiner Liebe.
Wenn ich es fühle, mein Herz, und all die anderen Herzen im Saal. Von links nach rechts und rechts nach links. Von der ersten bis zur letzten Reihe. Vom Aufbrausen bis zum Abklingen des Applauses.
Vom ersten „Toi, Toi, Toi“ bis zum kollegialen Gruppenkuscheln.
Und wenn alle Lichter ausgehen und der Vorhang sich schließt… tja.
Dann platze ich.
© Sandra E. Mae 2021-11-22