von Karin Schlitter
Ich bin eine Banane aus Mexiko und meine Freunde nannten mich Banana Mexicana bevor ich in diesem Bauch landete. Ja, ihr habt richtig gehört, in einem Bauch bin ich jetzt und warte darauf verdaut zu werden. Ich möchte euch meine Lebensgeschichte erzählen.
Einmal war ich eine Banane auf einem Baum mit vielen Geschwistern und Freunden. Sie nannten mich alle Banana Mexicana. Ich und alle anderen Bananen auf dem Baum waren schon fast reif. Es dauerte nicht mehr lange bis wir gepflückt wurden. Männer und Frauen packten uns in große Kisten. In einer davon, waren Tom, Fritz, Laura, meine drei Freunde und ich. Die Geschwister befanden sich in einer anderen von tausenden Kisten. In meiner Kiste waren auch noch eine Menge andere fremde Bananen. Nach einer Weile begann die Kiste zu schwanken. Ich guckte aus dem Schlitz in der Holzkiste und sah wie eine nach der anderen in einen Lastwagen getragen wurden. Schließlich auch unsere.
„Was ist nur los?“ fragten Fritz und Laura. „Wir werden in einen Lastwagen geschleppt und weitertransportiert“, antwortete ich und versuchte mich in eine bequeme Lage in diesem Gedränge zu drehen. Über mir lag ein Haufen Bananen und neben mir Fritz und Laura. Tom musste auch irgendwo in der Nähe sein.
„Banana Mexicana, hilf mir hier herüber zu kommen”, hörte ich ihn rufen. Er lag ganz weit entfernt und versuchte zu uns zu kommen. Ich streckte mich so lange wie es nur möglich war und er ergriff mich. Mit aller Kraft zog ich ihn zu uns herüber. „Danke Banana Mexicana“, ächzte er.
„Was wird nun passieren?“ zitterte Laura. Keiner antwortete ihr, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Wir wussten es, denn von Generation zu Generation wurde das Erlebnis weitererzählt. Ich und meine Freunde wussten, dass wir in einem Kaufhaus landen und verspeist werden würden. Doch das gehörte eben zum Leben einer Banane. Die Fahrt dauerte höchstens drei Stunden.
„Banana Mexicana, ich sehe ein Schild, ließ doch was darauf steht, du kannst als einzige lesen“, sagte Fritz als die Kisten aus dem Lastwagen herausgeschleppt wurden. Ich guckte durch den Schlitz. „Flughafen“, las ich ihnen laut vor. „Habe ich es mir doch gedacht! Die Erzählungen stimmen also“, meinte Tom. Die Holztruhen wurden in ein Flugzeug transportiert.
„In fünfzehn Sunden sind wir in Österreich“, hörten wir eine Stimme sagen. Und sie hatte recht. Es dauerte nicht viel länger. Das Flugzeug landete. „Wir werden wieder in einen Lieferwagen geschleppt“, berichtete ich von dem Geschehen außerhalb der Kiste. „Nun dauert es nicht mehr lange und dann ….“, fingen die Bananen zu zittern an. Die letzte halbe Stunde verbrachten wir mit Angst. Wir waren am Ziel. Der Lastwagen parkte vor einem Supermarkt. Drei Frauen legten die Bananen in ein Regal und bald wurde ich gekauft.
„Tschüss!“ rief ich Tom, Fritz und Laura noch zu und dann ….. Tja, dann wurde ich gegessen, von einem kleinen Kind. Und nun warte ich im Bauch bis ich verdaut werde und ich glaube, es ist endlich so weit.
© Karin Schlitter 2021-07-18