von Johanna Meri
Bedingungslose Liebe? Gibt es die?
Du meinst, diese Erfahrung hast du nur deinen eigenen Kindern gegenüber gemacht. Liebe hat eine kurze Halbwertszeit? Aus Liebe wird über kurz oder lang im besten Fall Freundschaft? Das ist doch auch ein sehr guter Fall. Ich sehe und spüre dich, als einen jener Menschen, der diese Liebe oft empfindet – dein gesamtes Verhalten zeigt das: deine Worte, deine Arbeit, deine Geschichten. Ohne bedingungslose Liebe wäre das alles nicht so sinn- und wunder-voll. Ich glaube Liebe ist per Definition bedingungslos. Sonst ist es keine Liebe, sondern etwas anderes.
Bedingungslos heiĂźt fĂĽr mich: Ich liebe (dich) immer. Keine Schönwetterliebe, keine Liebe, die auf „Wenn,….dann“ basiert: Wenn du alles tust, was ich will, dann liebe ich dich. Wenn du gut drauf bist, dann liebe ich dich. Wenn du mich liebst, dann liebe ich dich. Wenn du da bist, dann liebe ich dich. Nein…
Bedingungslos heißt für mich: Alle jene (und alle anderen) Bedingungen eben nicht an die Liebe zu knüpfen. Natürlich freue ich mich, wenn du mich auch – in ähnlicher Form – liebst, das ist der Idealfall. Aber eben nicht immer der Normalfall. Denn es gibt so viele verschiedene Formen von Liebe.
Jene Liebe, in der man mit dem Menschen einfach zusammen sein möchte. Auch ohne Exklusivität. Jeder lebt sein eigenes Leben. Aber es ist schön, wenn ein Teil auch gemeinsam sein darf. Für uns bedeutet das einander zu spüren, da sein, Nähe, Leidenschaft, Freiheit, Spaß, Wertschätzung, Loyalität, sein lassen wie man eben ist, sich zeigen, andere Menschen lieben, auch mal loslassen und alles ist okay.
Eben: bedingungslos.
Oder jene Liebe Freunden und Kindern gegenüber. Versuchen zu verstehen, wertzuschätzen, zuhören um zu verstehen. Das heißt nicht immer alles zu akzeptieren oder gut zu finden, aber eben die Bereitschaft zu verstehen, sich in andere hinzuversetzen, im Moment SEIN und manches auch einmal (gut) sein lassen.
Dann die Liebe zur Natur, zur Welt wie sie ist. Allem gegenĂĽber. Hier stoĂźe ich oft an meine Grenzen und knĂĽpfe öfter mal Bedingungen an andere, um sie nicht zu mögen. Nicht immer versuche ich zu verstehen, weil manches so sehr gegen meine Werte verstößt. Aber gerade das stößt Veränderung und Lernen an. Und bedingungslos heiĂźt auch hier, zumindest einmal zu bemerken, dass ich mich nicht immer an das halte, was ich hier schreibe … es aber immer öfter versuche.
Und schlieĂźlich jene bedingungslose Liebe mir selbst gegenĂĽber. Mich – mit all meinen Stärken und Schwächen, all meinen Fehlern und guten Eigenschaften. Das heiĂźt eben nicht, dass ich alles an mir gut finde, aber dass ich mich akzeptiere und schätze, manche Dinge annehme, anderes verändere und immer, immer, immer lerne. Ich versuche authentisch zu sein und wertschätzend – allen und allem gegenĂĽber. Das fällt mir nicht immer leicht, aber wie ein ganz groĂźer KĂĽnstler singt: „Mein Ziel … kann nur Freiheit und Liebe sein“.
FĂĽr dich, mich und uns alle: bedingungslos.
© Johanna Meri 2020-09-25