von Johannes H.
Endlich ist der Freitag angebrochen, an dem ich mich mit Kira verabredet habe! Als ich es schaffe, die Augen zu öffnen und auf dem Zeiteisen, allgemein auch unter Uhr bekannt, die Zeit abzulesen, bemerke ich, dass der Freitag nicht nur angebrochen, sondern bereits in vollem Gange war.
Heute fand keine Vorlesung statt und so nutzten wir den Donnerstagabend, um ausgiebig zu feiern. Mit Donnerstagabend ist übrigens ungefähr der halbe Donnerstag und die ersten paar Stunden des Freitags gemeint. Mit am Start war natürlich mein Chaos-Buddy Alex, ohne den es wohl ein gemütlicher Abend im Studentenheim geworden wäre. So artete es in den Besuch mehrerer Kneipen aus. Bevor ich mich weiter erholen konnte, war eine taktische Nachbesprechung des gestrigen Abends angesetzt. Diese Nachbesprechung ist ein Ritual, welches wir nach jedem Fortgehen pflegen. Kurz zusammengefasst: Alle Teilnehmer des letzten Abends kommen zusammen und jeder erzählt seine Storyline. Gleich im Anschluss der Nachbesprechung ruhe ich mich noch ein wenig (ca. 5-6 Stunden) aus und mache mich danach fertig für das Date.
Sie hatte als Treffpunkt einen kleinen Shop vorgeschlagen, der mir unbekannt ist. Ich kenne mich in Graz noch allgemein wenig aus, also manövriere ich meinen Körper mit Hilfe von Google Maps zu diesem Shop und bin sogar ein paar Minuten zu früh dort. Die Gasse des Shops liegt etwas außerhalb der Stadt und ist nicht wirklich viel belebt. Man könnte auch sagen, ich bin alleine. Komischer Ort und komischer Treffpunkt denke ich mir.
Die Zeit vergeht und ein paar Minuten nach der ausgemachten Zeit höre ich Schritte. Ich spüre diese positive Art von Aufgeregtheit in mir und freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen. Als die Person um die Ecke kommt, sehe ich, dass es nicht Kira ist, sondern viel mehr ein Mann. Mit einem Strauß Rosen. Gedankenchaos! Hat Kira mich versetzt? Oder war Kira nur die Verkleidung eines Mannes, der mich jetzt in einer dunklen Gasse mit einem Strauß Rosen überraschen will? Der Mann geht vorbei und ich beruhige mich schnell. Dann schießt es mir! Ein Mann mit einem Strauß Rosen geht vorbei, während ich auf ein Mädchen warte? Ein kleines Wunder! Ich laufe ihm nach und frage, ob ich ihm eine der Rose abkaufen dürfte. Für den Schnäppchenpreis von 5 Euro verkauft er mir schließlich eine. Ich gehe zurück zum Treffpunkt und warte nun alleine in der Kälte aber zumindest mit einer Rose in der Hand – mangelnde Vorbereitung kann ich mir also nicht vorwerfen.
Als der Gedanke, versetzt worden zu sein, schön langsam die Oberhand übernimmt bekomme ich eine Nachricht von ihr mit der Frage, ob mir etwas dazwischen gekommen ist. “Nein” antworte ich schnell, “ich bin schon lange am Treffpunkt”. Kurze Nachforschung auf Google Maps ergibt, dass es in der Nähe einen zweiten Shop gibt, der in der Innenstadt ist und als Treffpunkt auch sehr viel mehr Sinn macht. Mist, kann ich mir dann wohl doch mangelnde Vorbereitung vorwerfen. Also mache ich mich auf den Weg dahin…
© Johannes H. 2021-03-04