von Anika_Laura
Rückblick ins Jahr 1988. Als Alf von der Arbeit nach Hause kommt, sind seine Hände fast blau. Die Arbeit auf dem Bau ist anstrengend, aber er mag es an der frischen Luft zu sein. Auch wenn sein Chef sich nicht so sehr um das Wohl seiner Angestellten kümmert, bringt der Job gutes Geld. „Schnell, rein mit dir ins Warme. Abendessen ist schon fertig.“ Besorgt sieht Silvie sich seine Hände an. „Auf lange Sicht solltest du vielleicht einen Laufbahnwechsel in Erwägung ziehen, mein Schatz. Das kann doch nicht gesund sein.“ Alfi springt unter die warme Dusche, nachdem er seiner Liebsten einen Kuss auf die Stirn haucht. „Mach dir keine Sorgen, meine Maus. Das wird schon.“
Am nächsten Tag schlägt Silvie ihm vor, sich mal bei der Feuerwehr zu bewerben. „Deren Aufnahmevoraussetzungen sind fast unerfüllbar. Allein der Sporttest vergleichbar mit einem Triathlon.“ Silvie lächelt ihn an „Nichts, was der unglaublich fitte und sportliche Mann an meiner Seite nicht schaffen könnte“ sie glaubt an ihn, auch wenn er es nicht tut. Und so bewirbt sich Alf bei der Feuerwehr. Nicht nur bei einer, um genau zu sein, sondern bei allen Feuerwehren in den umliegenden Städten. Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, sogar in Köln. Von allen wird er zum Vorstellungsgespräch und auch zum Sporttest eingeladen, den er immer mit Bravour besteht. Das einzige Ausschlusskriterium, an dem es jedes Mal scheitert, ist… Sein Heuschnupfen. Bis er sich eines Tages noch bei der Feuerwehr Essen vorstellt. Sporttest und Eignungstest laufen wieder einwandfrei, doch dann kommt der Moment, der zählt. Die Entscheidung fällt, und Alf wird zur Bekundung auf die Wache eingeladen.
„Nun, Herr Terbrüggen, sie überzeugen durch ihre sportliche und geistige Eignung …“ kurzes Schweigen. Daraufhin sagt Alf, frustriert von den anderen Absagen und in der Erwartungshaltung, dass es dieses Mal nicht anders sein wird: „Aber sie können mir wegen meines Heuschnupfens keine Position anbieten, wie all die anderen Städte, habe ich recht?“ der Feuerwehrleiter räuspert sich laut. In dem Moment wird Alf klar, wie unangebracht es war, ihn zu unterbrechen und entschuldigt sich. „Eigentlich, Herr Terbrüggen, wollte ich Ihnen mitteilen, dass wir zwar wissen, dass Heuschnupfen in diesem Beruf nicht immer von Vorteil ist, dass wir uns aber keinen Gefallen damit tun würden, wenn wir aus solch einem Grund einen Kandidaten wie Sie ablehnen würden. Herzlich willkommen bei der Feuerwehr Essen. Wir freuen uns, Sie als Kollegen begrüßen zu dürfen. Hier ist Ihr Arbeitsvertrag, den können Sie sich in Ruhe durchlesen, bei Fragen steht Ihnen meine Sekretärin zur Verfügung.“ Ein völlig überraschter und zugleich glücklicher Alf steht auf und schüttelt dem Feuerwehrleiter die Hand. „Danke sehr, vielen Dank! Ich freue mich wirklich sehr über diese Möglichkeit.“
Als Alf nach Hause kommt, kann er es kaum erwarten Silvie von dem Erfolg zu erzählen. Sie ist ebenso froh und dankbar wie er. „Endlich! Ich wusste, dass du es schaffen wirst, wenn du nicht aufgibst. Ich bin sehr stolz auf dich!“
© Anika_Laura 2024-03-11