Bei Oma und Opa in Korea

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von kris-traveller

Story

Südkorea ist meine „Wunsch-Destination“und wir planen eine Woche in Seoul. Scheinbar kommen nicht sehr viele Rucksack-Touristen in diese Metropole mit fast 10 Millionen Einwohnern, denn es ist ziemlich schwierig eine günstige Unterkunft zu finden. Wir entscheiden uns für das “Chungjeong-no Homestay” und sind gespannt, was uns hier erwarten wird.

Wir müssen unser Zimmer in bar bezahlen und auch die Kommunikation mit den Gastgebern klappte im Vorfeld nicht sehr gut. Egal, wir beheben am Bankomat im Flughafengebäude 400.000 Won (ungefähr 300 Euro) und fahren mit einem Express-Zug in die Innenstadt. Treffpunkt: Exit 15 in der Seoul Train Station.

Werden wir unseren Gastgeber erkennen? Warum ist diese Unterkunft so günstig? Werden wir uns die nächsten Tage hier wohlfühlen? Fragen über Fragen …

Plötzlich steht ein alter, kleiner Mann direkt vor uns und nimmt uns ohne Worte an der Hand. Wir waren für ihn in der Menschenmenge ganz einfach als „Außerirdische“ zu erkennen.

Sein verbeultes Auto steht im Halteverbot direkt vor dem riesigen Ausgang. Er stellt sich über sein Handy-Übersetzungsprogramm als Sangwoo Han vor, ist 78 Jahre und wir sollen ihn “Opa” nennen. Er plappert die gesamte Fahrt in Koreanisch auf uns ein, natürlich verstehen wir kein Wort.

Die Fahrt endet im Samsung Cyber Village, einer gigantischen Hochhaus-Siedlung. Wir stehen vor dem Hochhaus Nr. 106 und fahren gemeinsam in den 28. Stock. Im kleinen Apartment lernen wir auch unsere “Oma” kennen.

Unsere Gastfamilie ist so unvorstellbar gastfreundlich! Wir wohnen in einem Stockbett im ehemaligen Kinderzimmer. “Oma” bereitet uns ein koreanisches Abendessen zu und deutet immer auf unsere Rucksäcke. Wir verstehen nicht, was die beiden meinen. Laut google translate irgendetwas mit Waschen. Vielleicht stinken wir von der langen Reise und sollen uns duschen? Nein, sie will unsere Schmutzwäsche waschen. Wir verneinen und wollen ihr die viele Arbeit nicht antun. Keine Chance, die ganze Nacht wäscht und bügelt sie für uns.

Die beiden schlafen übrigens im Wohnzimmer, der Fernseher ist auf volle Lautstärke eingestellt und übertönt trotzdem die Schnarchgeräusche “unserer Großeltern” nicht.

Frühmorgens werden wir liebevoll geweckt. Es gibt authentisch-würziges Frühstück. Wegen einer leichten Erkältung bekomme ich statt Kaffee einen heißen Honig-Ingwer-Tee von “Oma”. Beide erzählen und erzählen. Wir hören gespannt zu, verstehen aber kein Wort.

Am Sonntag „dürfen“ wir unseren “Opa” in „seine“ katholische Kirche begleiten. Das wollte er uns die ganze Woche schon mitteilen. Er ist sehr stolz auf seinen Besuch und wir werden sogar in der Predigt erwähnt, denn es fallen unsere Namen und unser Heimatland. Auch die Heilige Kommunion können wir nicht ausschlagen. Nach der Messe werden wir vom Pfarrer noch zu einem Umtrunk eingeladen, jeder will uns die Hände schütteln.

Zum Abschied gibt es ein paar Tränen. Wir haben jetzt Oma & Opa am anderen Ende der Welt.

© kris-traveller 2021-03-01

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