von Mini-Glück
In jungen Jahren ist auch viel geschehen. Große Familien in großen Häusern, hauptsächlich in Bauernhäusern. Die Landjugend war groß am Weg. Die Buben hielten nach den hübschen Mädchen Ausschau. Sie trafen sich in den Stuben der großen Häuser, welche voll mit hübschen Mädchen und den erwartungsvollen Buben waren. Eine Zeit lang war das ja lustig, aber die Mädchen waren geschützt. In die “Mentscherkammer” hätte keiner hineinkommen können. Es gab aber noch eine andere Lösung. Mit der Leiter ans Fenster! Da trennte sich dann die Spreu vom Weizen. Der Bub klopfte ans Fenster und die Auserwählte kam an selbiges. Das aber noch sehr geschützt war, wegen des Fensterkreuzes! Da ist sich dann nur ein Kuss und eine schöne Liebeserklärung ausgegangen. Wenn das Erfolg brachte, begleitete der Bub das Mädchen in die nächste Unterhaltung.
Das Fensterln gehen war anstrengend. Eine Holzleiter musste gesucht werden, welche sich meistens hinter dem Haus befand. Die Straße war nicht befestigt, sondern bestand nur aus Schlamm und Dreck. Ich war damals so um die neun Jahre alt. Meine drei Brüder hatten unter Tags sehr hart mit Schweiß und Staub zu arbeiten.
Am Abend ging es dann los. Es gab bei uns noch keine Brause oder Badewanne. Drei Brüder, drei Rücken, Seife, Wasser, Seife, Wasser, …! Das war schon anstrengend. Das nicht genug, waren da noch drei dreckige Paar Schuhe, welche auch geputzt gehörten. Man kann sich schon vorstellen, wie anstrengend das war.
Meine Brüder gingen dann zur Gaudi und ich ins Bett. Ich konnte nur hoffen, dass endlich Liebe daraus wurde, denn dann war Schluss mit den dreckigen Schuhen. Heute ist alles einfacher. Eine Verabredung, ein Volltreffer! Ob das besser ist, weiß man nicht? Alles ist eine Kunst.
Es gibt Dinge, die wachsen nicht auf Bäumen, die lernen wir nicht in Schulen und die gibt es nirgendwo zu kaufen. Es ist die Kunst, die Welt mit dem Herzen zu sehen.
© Mini-Glück 2022-01-05