Shoppingtour im City Center Amstetten. Zwei Freunde und ich verbrennen unser Taschengeld in diesem Konsumtempel voller Geschäfte, die es bei uns draußen am Land nicht gibt. Tobias verheizte seine Kohle für ein Paar neue Fußballschuhe. Patrick kaufte sich eine neue Festplatte. Ich besorgte mir das neue Fifa und noch ein weiteres Spiel dazu. Bevor wir nach Hause fuhren, bekam Patz noch Hunger. Seine Anweisung: “Wir gehen jetzt noch zum Schochtlwirt!”
Schochtlwirt ist das geflügelte Wort für diese grausliche Fast Food Bude mit dem noch grauslicheren Essen und dem goldenen M als Logo. Ich protestiere vehement, aber zwecklos. Dieses Etablissement, egal wo auf der Welt, kannte ich bis dahin normalerweise nur vom Wegschauen. Aber mein Ärger war bald verflogen, denn vis-a-vis vom bösen M, das mich immer wieder an das Filmplakat des Fritz Lang Klassikers erinnert, gab es einen Spar. Während sich meine Spezl ins Fast Food Mekka verabschiedeten, schlenderte ich in den Supermarkt und organisierte mir zwei Leberkässemmeln. Einmal Käsleberkäs mit nichts und einmal normal mit scharfem Senf. Dazu eine Dose Stiegl. Ich war mit der Welt wieder im Reinen.
Beladen mit meinen beiden Kalorienbomben spazierte ich in den Burgertempel, suchte einen Platz und wartete auf meine Freunde, die noch immer in der Schlange standen. Der Höflichkeit halber wartete ich auf die beiden. Außerdem wollte ich ihre neidigen Gesichter sehen, wenn sie vor ihren labbrigen Burgen saßen und ich meine reschen, frischen Semmerl verspeiste.
Ich ließ den Blick durchs Lokal wandern und dieser blieb an einer sehr dicken Frau hängen. Sie hatte ihr Handy zwischen rechtem Ohr und ihrer Schulter eingezwickt und telefonierte dabei so laut, dass sie den Lärm der anderen Gäste easy übertönte. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Burger. Diesen Burger drückte sie in den hochroten Kopf eines Kindes, das auf ihrem linken Schoß saß. Ihr Blick wanderte leer durch den Raum, während sie weiter so laut in ihr Handy schrie, dass sie es wahrscheinlich gar nicht gebraucht hätte. Ihr Kind währenddessen schnaufte, schwitzte und strampelte. Kind was birgst du so bang dein Gesicht? Siehst Mutter du, den Big Mac König nicht?
Dann wurde ich je aus meinen Gedanken gerissen. Aber nicht von meinen Freunden, die jetzt vorne in der Schlange standen und mit debilem Fingerzeigen (Das da und das da) der Verkäuferin zeigten, was sie essen wollten, sondern von einem jungen Typen mit fettiger Haut und weißem Hemd auf dessen dreckigem Revers ein gelbes M prangte. Er forderte mich auf sofort zu gehen, und zwar schnell. Echtes Essen und Bier waren in diesem Lokal nicht erlaubt. Störte mich dann auch nicht weiter. Ohne zu murren, verließ ich die Burgerbude, blickte noch einmal in Richtung sterbendes Kind, das zwar noch atmete, aber man konnte nicht einschätzen, wie lange noch. Ich ging nach draußen, bemerkte das meine Kleidung nach Fett stank, wartete auf meine Freunde und aß grübelnd meine Leberkässemmerl.
© Florian Hauenschild 2022-02-19