Beinahe Schiffbruch vor Ibiza

Michael Schober

von Michael Schober

Story

September 2006

Es war mein erster Segeltörn als Skipper und er sollte mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Voll Vorfreude waren wir 5 nach Ibiza geflogen um mit der von mir gecharterten Yacht, einer OCEANIS 39 die Insel zu umrunden.

In der Marina Sta. Eularia trafen wir Senor Bartolo der kein Wort Deutsch und kaum Englisch sprach und der die Yachteinweisung machte. Eine gewisse Anfängeranspannung ließ mich Fehler, schon bei der Schiffsübernahme machen…

Noch in der Marina stellten wir fest, dass kaum Öl im Motor war. Weiters gab es keine Livebelts, die Seekarten waren alte Fetzen, Werkzeug fehlte zur Gänze, der Erste-Hilfe Koffer war leer und das Funkgerät ziemlich defekt. In unserer Euphorie war uns das egal und so stachen wir freudig in See. Bereits nach wenigen Meilen erkannten wir, dass die Logge (Tacho) nicht funktionierte und weder von innen noch von außen zu reparieren war. Die Leuchtanzeigen am Instrumentenpult waren großteils defekt. Ersatzsicherungen gab es keine.

Was soll’s wir waren gut drauf, das Wetter schön, der Wind recht gut und bereits am 2. Tag, bei der kleinen Insel Tagomago sahen wir Delphine. Auf der Weiterfahrt nach Formentera wurde klar, dass der Autopilot so gar nicht funktionierte. Es mußte also immer einer am Steuer stehn. Auch die Wassertanks waren fast leer, weshalb wir sie auf Formentera auffüllten. Nach einer Nacht in der wunderschönen Cala Sahona segelten wir Richtung des markanten Es Vedra Felsens in die Cala D´Hort. Unterwegs trafen wir eine große Delphinschule. Was für ein Glücksgefühl – von Bord zu springen und mit ihnen zu schwimmen. Am 5. Tag nach Ankerung in der Cala Benirras segelten wir bei Starkwind und 2m hohen Wellen Richtung Sta. Eularia. Wir hatten vor in der Cala Llenya zu ankern. Ein auflandiger Wind und ruppige See ließen das nicht zu.

Na dann nächtigen wir halt in der Marina Sta. Eularia, dachte ich.

Wir waren vom rauhen Seegang schon etwas mitgenommen (einer war seekrank) als 200m vor einer kleinen Felseninsel sich das Steuerrad leer durchdrehte… Erst glaubte ich es nicht – ein Alptraum – nein es war real, das Steuerruder hatte sich gelöst und war total wirkungslos. So trieben wir auf die Insel zu und suchten, (ohne Werkzeug) fieberhaft nach einer Lösung. Ich rief Senor Bartolo an der uns nicht sagen konnte wo die Notpinne war, und uns an die Küstenwache verwies. Ich funkte SOS – alles sinnlos. Die Felsen kamen näher und ich sah uns schon ins Meer springen. In meiner Not bat ich wohl einen Schutzengel um Hilfe…

Dann der Geistesblitz. Von 2 Freunden, an den Beinen gehalten kopfüber in der Backskiste hängend fand ich – oh Wunder, eine verrostete Notpinne. Kurz vorm Felsen gelang es uns sie einzusetzen und mit viel Mühe die Marina zu erreichen. Wir waren geschafft, aber dankbar ohne Schiffbruch den Törn zu beenden.

Senor Bartolo stand an der Pier und beobachtete unser Einlaufmanöver.

Nach Rückgabe der Yacht meinte er dass diese ohnehin bald verschrottet würde…

Welch ein Trost!

© Michael Schober 2020-03-06