von Ingo Drzewiecki
Wenn ich bei mir selbst beginne, dann sind dort der Raumausstatter und der klassische Bürokaufmann zu finden. Auch die Eltern hatten recht traditionelle Berufe, nämlich Köchin und Tischler. Oder ein Bruder meines Vaters war Schweißer. Nicht zu vergessen meine Großtante mit der schillernd klingenden Berufszeichnung Putzmacherin. Doch schon bei den Großeltern tauchten Berufsbezeichnungen auf, die heute schon ungewöhnlicher klingen oder gar vergessen zu sein scheinen. So war mein Großvater Ferdinand Drzewiecki beispielsweise ein Former. Und meine Großmutter Maria Martha Ribbentrop eine Meierin. Was machten aber diese Großeltern beziehungsweise was waren ihre Aufgaben?
Nun, ein Former arbeitete in Gießereien und stellte dort Gussformen her, die für das Gießen von Werkstücken aus Stahl, Eisen oder anderen Metallen benötigt werden. Bis 1997 war Former ein Ausbildungsberuf in Deutschland. Eine Meierin hingegen war in eben einer Meierei oder Molkerei tätig. Hier wurden verschiedenste Milchprodukte hergestellt, also Butter, Quark oder ähnliches.
Ebenfalls in der Generation der Großeltern ist noch ein Reichsbahnassistent bzw. später DB-Sekretär zu entdecken. Das kling schon gar nicht so schlecht. Auf der väterlichen Seite hingegen trifft man sehr schnell auf den klassischen „Arbeiter“. Die Generation davor, also die Urgroßeltern waren größtenteils in der Landwirtschaft tätig. Neben den damals häufigen Tagelöhnern tauchen hier unter anderem auch Brinksitzer oder Köthner auf. Brinksitzer waren meist eher ärmliche Bauern mit wenig oder gar keinem Land. Ihre Flächen waren meist gepachtet und am Rand des Dorfes gelegen. Auch die Köthner waren Kleinbauern, die zwar oftmals eine kleine Kate oder ein kleines Haus besaßen, aber nur wenig Land oder Vieh. Oftmals arbeiteten sie für die vor Ort ansässigen Großbauern oder Gutsbesitzer. So war dieses bei meiner Familie über viele Jahre in dem Dorf Dorstadt bei Wolfenbüttel der Fall. Hier befand ich ein großes Klostergut, wo viele meiner Vorfahren angestellt gewesen zu sein scheinen.
Doch auch schon in der damaligen Zeit, also im 19. Jahrhundert, tauchten in den Nebenlinien durchaus höherwertige Berufe auf. So sind dort unter anderem Schuster, Maurer, Schuster oder Schmiede zu finden. Besonders fällt hierbei auf, dass diese Berufe über mehrere Generationen in der Familie beibehalten wurden. Man kann aber aus heutiger Sicht betrachtet sagen, dass meine Familie über mehrere Generationen hinweg eher dem klassischen Handwerk zugehörig war. Ausnahmen wie eben mein Großvater bei der Bahn sind hier sehr selten zu finden.
© Ingo Drzewiecki 2024-02-01