Man kennt das, natürlich, nach Schicksalsschlägen, Außergewöhnlichem: man ist emotional berührt … traurig und trauernd … da ist mit-weinen … trösten … Rührung zeigen … man will berühren … Hand zu Hand … nehmen … auf- und annehmen … zart … behutsam … ein wohlwollendes Schulterklopfen … umarmen … streicheln … stützen … Frieden säen … statt aufrüsten … Zuversicht … Hoffnung … Optimismus … trotzdem – und immer wieder neu – JA zum Leben sagen … ausdrücken … flüstern … ermahnen … hinweisen … berühren lassen – vom Schönen, Guten, Wahren … das alles weitergeben … lieben!
Berühren und berührt sein, sich berühren lassen … Ist das „tätiges lieben“?!
Berühren und berührt werden, das ist ein – hoffentlich willkommener, aber dennoch mutiger – Akt der Grenzüberschreitung. Wenn die eine Hand die „fremde“ erreicht, werden bewusst Zugbrücken heruntergelassen und Begegnung ermöglicht; dem „Unbekannten“ wird Raum geboten; in dem Moment überlagern und erweitern sich Energiesysteme.
Berührung ist eigentlich vorallem körperlich. Und die 2 zentralen Fragen lauten: Von wem würd ich mich gern berühren lassen – wen würd ich gern berühren?!?
Idealerweise zeigen die 110 Milliarden Hautzellen unseres Körpers Einigkeit: Ja, da drüben ist ein „Aktiv“- wie „Passiv“-Partner! Wenn jetzt auch noch die 110 Milliarden Hautzellen jenes DU’s auf derselben Wellenlänge – oder besser gesagt, auf derselben „Angriffsfläche“ schwingen. Dann beben zwei Mal zwei Quadratmeter Haut in Vorfreude – und sehnen den Moment herbei, sich möglichst deckungsgleich & lückenlos zu vereinen. Von einem flüchtigen Streifen bis hin zu festem Halten, Umarmen, Küssen, Streicheln, Verschmelzen … Das Angreifen als Angriff auf angriffsbereite Sensoren …
Man hat „unberührt“ früher auch im Kontext verwendet, dass ein (v. a. weiblicher) Mensch noch „Jungfrau“ ist, also noch keinen sexuellen Akt vollzogen hat. Wie schön, wenn sich – vielfach Berührte – wieder, wie beim ersten Mal, berühren lassen … können. Das berührt dann zusätzlich seelisch: Wenn sich’s jedes Mal so anfühlt, als würden zwei absolut Unberührte erstmals zusammentreffen, um behutsam, wie neugeboren, erste Berührungen auszuprobieren … und sich Zentimeter um Zentimeter weiter zu wagen … glückserforschend. – Vielleicht sind wir ja tatsächlich auf einer tiefen/hohen/speziellen Ebene Unberührte – und nur „zwei Gleichschwingende“ kennen den Code, den Geheimzugang zu dieser jungfräulich neuerschlossenen Zone …
Es lohnt sich, behutsam und herzoffen zu starten: Eine Hand wird ausgestreckt … bedingungslos, erwartungsfrei, wohlwollend … trifft auf eine andere, ebenso eingestellte.
Und sie berühren einander … und üben … üben für das Große, unerreichbar Scheinende, das Innigste, Wertvollste, Grenzenlose-Grenzüberschreitende, das Herrlichste auf Erden, das, wofür wir hier auf diesem Planeten unsere Lektionen lernen, das letzte Geheimnis, das Paradies, ja, die Liebe …
© Manfred Greisinger 2025-06-18