Wenn orange und braun und dunkelgrün, an die Türen klopfen. Wenn Blätter fallen, statt zu blühen, flüchten Sonnenstrahlen vor eisigen Tropfen. Eine Stimme, die im Fernen ruft. Wie oft hab ich sie schon verflucht? Kündigt an, die bevorstehende Zeit. Jetzt schon? Ich bin noch nicht bereit. Denn jetzt wird es sich hinziehen, bis ich dich wiedersehe, und vielleicht bin ich dann nicht mehr das, was deinen Vorstellungen entspricht, doch, wenn ich mich richtig zurückerinnere, haben die beschlagenen Fenster solche Erwartungen nicht.
Ich warte, wo du immer standest, bewege mich nur im geheimen Labyrinth meines Verstandes, in den Rosengärten eines fernen Landes. Sein möchte ich überall und nirgendwo, nur Erinnerungen machen mich froh. Meine Seele auf einer Frühlingswiese, mein Haar verweht in zarter Brise, mein Herz, das hängt an deinem warmen Tageslicht. Wie lange noch, bis meine Geduld nicht mehr zu mir spricht? Wenn ich es nicht schaffe, hier zu bleiben, werde ich dieses Mal nicht siegen, aber die beschlagenen Fenster wären auch mit wenig zufrieden.
Einst beschichtete dein Strahlen meine Haut in zartem Gold. Du weißt es selbst, nie habe ich etwas anderes gewollt. Jetzt muss ich tanzen unter fallenden Blättern, statt auf die fruchtigen Bäume hinaufzuklettern. Aber deinen Duft rieche ich noch immer, wenn die Wolken schlafen gehen. Dann kann ich sogar dein holdes Antlitz sehen. Ein Trauerlied spielt im Rhythmus meiner Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit. Redete mir immer ein, sie würde uns nie verraten, jetzt steh‘ ich hier und bedauere jeden Moment, der uns nicht mehr bleibt. Während ich auf dich warte unter der kalten, klaren Luft, da bemerke ich, irgendwie wirst du immer weniger zu meiner Sucht. Denn bei dir saugte dieser Druck meine Lebensquelle ständig aus meinen Poren. Manchmal lief ich orientierungslos in der Dürre, doch dich nicht zu verlassen, hatte ich schließlich heilig geschworen. Fühle mich wie ein ertappter Dieb, weiß nicht, was mir zwischen Fernweh nach dir und Hoffnung auf Neues geschieht. Lange kann ich nicht mehr warten, aber dann werde ich dir nicht genug sein. Bitte glaube mir, ich war immer nur dein. Meine Reue zeichnet nun meine Landkarte und, um für dich besser zu werden, irre ich verwirrt umher, aber die beschlagenen Fenster, die wollten doch nie mehr.
Oh, du vergangene Jahreszeit, wann kommst du wieder, wann ist es so weit? Vergib mir, ich musste kurz weiterziehen, doch kommst du zurück, werde ich vor dir knien. Ich war zu schwach, musste mir die Zeit vertreiben, aus dem endlosen Zug der Sehnsucht aussteigen. Jetzt habe ich Angst, dass du mir nicht verzeihen wirst, dass du dich betrogen fühlst, obwohl du irrst. Höre schon deinen Ärger, wenn du die Tür öffnest, kehrst enttäuscht zurück in unser Heim, aber für die beschlagenen Fenster konnte ich immer passend sein.
Zwischen geschnitzten Kürbissen, heißem Kakao und Tannenzapfen konnte ich immer meine Hand erheben und im grauen Dunst ein Bildchen zeichnen. Meine Freude lässt einen wolkenlosen Himmel nach den dunklen Regentagen leben, verstehe endlich, den beschlagenen Fenstern würde ich reichen.
© Anna-Sophie Brauner 2025-08-16