Besessen

Du bist besessen, völlig besessen! So kenn ich dich ja gar nicht.

Machst du dir auch wirklich nichts vor?

Besessen, kommt das nicht von besitzen? Das hieße doch, jemand besitzt dich, sitzt auf dir, kontrolliert dich.

Du bist besetzt, könnte man auch sagen.

Mein Gott, weißt du, was das heißt? Besetzt?

Ein besetztes Land ist unfrei, muss tun, was die Besatzer wollen und verfügen, egal, ob es passt oder nicht.

…

Warum sagst du nichts? Ich hab recht, oder?

…

Sag doch was. Manno, wir sind Freunde, sag gefälligst was.

…

Hab ich dich etwa verletzt? Ich meine es doch nur gut mit dir. Ich möchte, dass du deine Freiheit behältst und nicht verunglückst, einen echten Crash erlebst.

….

Ja, ich weiß ja, dass man sich bis zur Besinnungslosigkeit in jemanden verlieben kann. Wie man sich besinnungslos betrinken kann. Ja, ich weiß, das ist ein schönes Gefühl, auf Wolke 7, Schmetterlinge im Bauch und so. Ja, das ist schön … aber … ich … ich hab‘ das Gefühl, dass du völlig den Verstand verlierst.

…

Du meinst, ich liege falsch? Echt? Sag doch bitte was. Los jetzt.

…

Ja, du hast recht, ist lange her, dass ich sowas erlebt habe. Du denkst jetzt, ich bin neidisch? Ja? Denkst du das?

….

Na ja, stimmt schon, ich habe es früher auch immer geliebt, wenn ich mal ganz die Kontrolle verloren hab. War so eine Art Schwebezustand, ich erinnere mich. Irgendwie aber auch unheimlich. Mein Gott, wann hatte ich das zuletzt? Kann mich gar nicht erinnern.

Du lächelst? Oh, du lächelst. Wie kommt’s? Lachst du über mich?

…

Puh, nicht so einfach mit dir, wenn du gar nichts sagst. Du findest komisch, dass ich sowas lange nicht erlebt habe? Ja, stimmt ja irgendwie auch. Mal 5 gerade sein lassen – hat ja was.

…

Du mit deinem vielsagenden Schweigen und Lächeln machst mich ganz kirre. Manno. Aber irgendwie hast du recht, vielleicht sollte ich mal in mich gehen. Schweigend. Wer weiß, vielleicht zaubert das Schweigen dann auch ein Lächeln in mein Gesicht. – Wir sehen uns.

…