von Walter Weinberg
Als wir zu 4. bei einer Flasche Wein saßen, berichtete mir der Promi den ersten Satz, den er den Franzosen auf Deutsch beibrachte. Da das Paar einen guten Eindruck bei seiner Mutter machen wollte, fragten sie ihn, wie man sagt, dass man sich freue, die Bekanntschaft zu machen. Der Promi lachte laut und schilderte, wie die Franzosen adrett die Worte aufsagten, ohne zu wissen, was sie bedeuten: „Ich werde gerne gefickt und blase große Schwänze!“ Seine Mutter reagierte ziemlich verstört, berichtete er belustigt. Ich fragte, ob er das tatsächlich lustig findet? Das französische Paar war mir wesentlich sympathischer als der Promi und der Abend im Gay Club war durchaus nett!
Der Promi wollte nach der letzten Vorstellung bei einem Drink besprechen, wie es mit mir im nächsten Jahr weitergeht. Er stieg wieder in mein Auto und ich fuhr in die Gegend, wo Gay Bars zu finden waren. Als ich eingeparkt hatte, fragte ich, wohin wir gehen? „Ich habe Halsschmerzen und will in keine verrauchte Bar! Wir trinken besser etwas in meiner Wohnung!“ Typisch, dachte ich und stellte mich auf einen anstrengenden Abend ein.
Er bat mich, auf der Couch Platz zu nehmen und kam mit einer Flasche Dom Perignon zurück. Dazu servierte er Gugelhupf, den er von einem Fan bekommen hatte. Er schwärmte von seinem Erfolg als Kabarettist und wollte mir seine Performance als Kaiserin Sisi zeigen. Angeblich war das Gerät im Wohnzimmer kaputt und wir mussten auf seinem Bett im Schlafzimmer Platz nehmen. Ich saß reserviert auf dem Bett und hoffte, dass der Promi keine körperliche Initiative ergreift. Nach seiner Sisi-Szene stürmte ich sofort zurück ins Wohnzimmer, wohin er mir mit der 2. Flasche Dom Perignon folgte. Der Promi bot mir an, die Nacht mit ihm zu verbringen, da ich nach 2 Flaschen nicht mehr fahren könne. Ich lehnte ab mit der Begründung, dass ich in einer Beziehung lebe. „Günther wird das schon verstehen, dass Du aus Karrieregründen mit mir schläfst!“ „Ich muss nicht betrunken fahren!“, entgegnete ich: „Ich kann auch den Nachtbus nehmen!“ Auf den Vorschlag, mit ihm zu schlafen, ging ich erst gar nicht ein!
Der Promi begriff langsam, dass ich mich sicher nicht auf ihn einlasse! Er zeigte mir noch Fotos von ihm mit seinen Opernballgästen. Ich war neidisch auf sein Bild mit Sophia Loren! Danach verabschiedete ich mich und fuhr vorsichtig mit dem Auto nach Hause zu meinem Freund.
Als ich den Promi kurz darauf in einem Club traf, küsste er mich auf den Mund, und das, obwohl mein Freund dabei war! Der machte mir eine Szene und glaubte mir nicht, dass ich nichts mit dem Schauspieler hatte! Wahrscheinlich hatte der Promi genau das mit seinem Kuss beabsichtigt. Da er mich jetzt jedes Mal mit einem Kuss auf die Lippen begrüßte, streckte ich ihm ab sofort meine Hand entgegen, damit er erst gar nicht in die Nähe meiner Lippen kam. Monate später fragte ich den Promi im Gay Club, ob er mich wieder engagiert, aber ich ahnte bereits, dass es ohne meine Hingabe auf seiner Besetzungscouch nichts wird!
© Walter Weinberg 2023-01-28