Bestandsaufnahme 00

„Gebrannt, richtig eingebrannt in den Boden war die Leiche“, sagte Lotte und ploppte den wiederverschließbaren Gummikronkorken von seinem halb vollen Premium Pilsener.

Karl war bester Laune. Er hatte sich von den Nachwehen der vorgestrigen Nacht erholt, war die letzten beiden Abende früh ins Bett gegangen und auch in seiner Stammbäckerei war glücklicherweise wieder alles beim alten.

Nach der schwierigen Begegnung mit DomRep Diana, hatte er gestern noch einen größeren Bogen um die Backwarenfachverkaufsstelle seines Vertrauens gemacht und sich sein Frühstück am „SB- Bäcker“ im Supermarkt geholt. Die Qualität war zwar in keinster Weise mit der gewohnten zu vergleichen aber die Regale der „SB-Bäckerei“ unterhielten sich immerhin nicht über ungerechte Urlaubsverteilungen, oder die nächsten Ferienziele. Außerdem wurde man nicht in irgendwelche Machtspielchen verwickelt, die man am Ende eh nur verlor. Der „SB-Bereich“ arbeitete so wie der Endabnehmer es wollte, bzw. der Endabnehmer arbeitete so, wie er selber es wollte. Welch Oase in der Dienstleistungswüste. Trotzdem war Karl froh gewesen, als er heute Morgen beim vorsichtigen durch das große Verkaufsfenster luken, wieder Marc und Regina in gewohnter Besetzung hinter dem Tresen stehen sah. Schnell waren Sie sich einig gewesen, dass „DomRep Diana“, deren echter Name Dagmar zu sein schien – zumindest mit dem D hatte Karl gar nicht so falsch gelegen – echt eine „Komische“ sei und dass man sich glücklich schätzen konnte nicht mit ihr arbeiten zu müssen.

Beflügelt davon, dass seine Instanz für Insiderwissen aus der Bäckereibranche seine Meinung zu „DomRep Dagmar“, wie er sie kurzerhand umgetauft hatte, teilten, schmeckte Karl sein Frühstück an jenem Morgen doppelt gut.

Bester Laune also stand Karl nun mit der mittäglichen Stammkundschaft vor seinem Kiosk und lauschte Lottes Ausführungen über eingebrannte Leichen.

„Ich sag es euch richtig eingebrannt war die, nahezu eingeschmolzen!“ beteuerte er, nahm einen Schluck seines Bieres und verschloss es erneut mit dem Gummikronkorken.

„Nee glaube ich nicht!“, erwiderte Hauke und unterzog seinem Bier der gleichen Prozedur wie sein Kumpel.

Die wiederverschließbaren Gummikronkorken, hatte Hauke erst Tags zuvor erstanden. Er hätte ja eh noch einen neuen Sonnenschirm für Balkonien gebraucht und beim Erwerb eines solchen, aus dem Shop der hiesig angestammten Brauerei, hätte ihm der Verkäufer fünf dieser genialen Erfindungen des genussvollen Bierkonsums einfach so mitgegeben.

„Das muss man sich mal vorstellen!“, hatte er gesagt, als er seinem besten Kumpel Lotte feierlich einen davon übergab, „fünf Stück! Einfach so, das nenne ich Stammkundenbindung“.