Bettgeschichten

Irene Werren

von Irene Werren

Story

Nando liebt frische Bettwäsche, und er hat eine untrügliches Gefühl dafür entwickelt, wann ich das Bett neu beziehen will. Es muss damit zusammenhängen, dass Nando ein Kater mit Beziehungen ist.

Auch ich treffe meine Vorkehrungen, weil ich ein Mensch bin- noch dazu sein Lieblingsmensch, und heute mit Fantasien. Bevor es handfest zur Sache geht, achte ich darauf, dass die Luft nandorein ist. Trifft dies zu, eile ich rasch ins Schlafzimmer und lege das Fixleintuch und den Bettanzug bereit.

Ich unterbreche kurz und werfe einen alles umfassenden Rundblick in den Garten. Erleichtert atme ich auf. Kein Nando weit und breit.

Mit geübten Handgriffen fange ich nun an mit dem Striptease. Erst noch zögerlich, als schämte ich mich des Tageslichts, dann plötzlich in rascher Abfolge entkleide ich Kissen und Duvet , lasse sie in ihrer Nacktheit aufs Bett fallen, werfe die Wäsche achtlos zu Boden und schlage mich nun schwungvoll mit den vier Ecken und Kanten des angespannten Fixleintuchs herum. Fix heißt es, weil es fix geht. Aber nicht heute.

Ich habe ein breites Bett, und das Leintuch sitzt so fest, also wirklich fix unter der schweren Matratze, dass ich mein Bett bespringe. Unter dem Einsatz meines ganzen Körpergewichts kriege ich die Kurve bzw. erreiche ich, dass sich der elastische Gummizug von allen Ecken und Enden löst- und das Leintuch da liegt wie ein schrumpeliges…äh…schrumpeliger Ballon. Keine Zeit, um an Amouröses zu denken! Fix fort damit. Nochmals ein intensiver Rundblick, alles in Butter.

Das rote Fixleintuch kaum gespannt über die Matratze, Duvet und Kissen kaum bezogen mit frischem grossblumigem, rotem Mohn auf blütenweißem Baumwolljersey -steht wie von Zauberhand Nando da, im Begriff, aufs Bett zu springen und es sich untertan zu machen.

Aber mit so was von schwarzen, schlammigen Pfoten! Nass bis unter das haarige Bäuchlein.Ein Aufschrei kann leider die Katastrophe nicht verhindern.Nando als springender Überflieger malt kunstvoll schwarzbraun verlaufende Katzentätzchen auf. Und zwar überall! Immer und immer wieder! Er ist unermüdlich in seiner freudigen Schaffensphase. Die frische Mohnwiese sieht nun aus wie dreimal durch den Schlamm gedreht und eingetaucht in sumpfiges Moor. Eine einzelne Mohnblume leuchtet blutrot heraus.

Dorthin legt sich mein Kater nach getaner Arbeit genüsslich hin und schaut mich mit seinem nandoesken, unergründlichen Lausbubengesicht an:

Na, du mein Lieblingsmensch, Lust auf ein Kuschelstündchen?

© Irene Werren 2023-01-24