von Günther Stark
Am Montag, dem 22.02.21, um 13.45 Uhr bringt Arte den Film Freibeuter der Meere von 1940 mit Errol Flynn. Harry nimmt es zum Anlass, der Liebesgeschichte Beverly Aadlands, Flynns 16-jähriger Geliebter, nachzuspüren. Mit fünfzig eine 16-jährige Geliebte, das kam damals öfters vor.
Er klickt sich zu Eleanor Hoovers Internetartikel Errol Flynn’s Pretty Baby von 1988: Begeistert durch ihre lebhafte Natur und ihre langen Beine, nannte er sie Woodsie, Waldnymphe. Wenige kannten den Kosenamen, da ihre zweijährige Liebesaffäre bis zu seinem Tod durch einen Herzanfall 1959, mit fünfzig, kaum ans Licht kam. Beverly war bei ihm, als er starb; sie war nicht mal 17. Aadland war in jeder Hinsicht früh entwickelt, und Flynn hielt sie, als er sie auf einem Filmset traf, angeblich für 18. Kann natürlich jeder sagen.
Für Beverly waren die Schlagzeilen mit ihres Geliebten Tod nicht zu Ende. Ihrer Schilderung nach traf sie ihn das erste Mal in seiner Garderobe, wo sein Sekretär Kaffee machte. Nein, von den Vergewaltigungsklagen der Minderjährigen, die er angeblich verführt hat, habe sie nichts gewusst… Er fragt sie, ob sie für ein Stück vorsprechen möchte. Sie antwortet, sie müsse erst ihre Mutter fragen, und er lässt sie ans Telefon. Das Vorsprechen, sagt er, finde auf seinem Huntington Hartford’s Hollywood estate statt. Sein Sekretär, Stuntman und Agent wären mit dabei, sodass es ganz unverfänglich wäre, auch wolle er sie zum Essen einladen. Schließlich stimmt ihre Mutter zu, da es für Beverly eine große Gelegenheit ist.
Also fährt sie mit zu der prächtigen Villa. Sie spricht vor, aber das Ganze ist nur eine Finte Errols – in Wahrheit ist die Rolle schon vergeben. Dann gehen sie zum Essen in die Imperial Gardens – keine Schuhe und heißer Saki. Sie trinkt nichts, schluckt aber etwas Saki in der Villa, nachdem die andern Störenfriede schon weg sind. Die Szene ist sehr gemütlich – im Kamin brennt bullernd ein großes Feuer. Der marmorne Boden des Salons ist mit dicken Teppichen aus Bärenfell belegt. Draußen kommen Rehe ans große Zimmerfenster. Es herrscht gedämpfte Beleuchtung. Errol lädt sie runter zu sich auf den Teppich ein. Sie hatte noch so gut wie keine Ahnung von Sex, sagt sie. Bei Errol weiß sie zuerst nicht, was er will – sie glaubt, er versuche nur, sie zu küssen. Er kennt ja so viele Frauen, die sofort ja sagen würden, sodass er auch bei ihrem nein nein nein glaubte, sie meine ja. Das wisse sie deshalb, weil sie ihn noch ein Jahr darauf danach fragte.
Sie hat Angst. Er ist einfach zu stark. Sie weint. Er zerreißt ihr das Kleid. Dann trägt er sie in ein anderes Zimmer hinüber, während sie immer noch zappelt. Was ihr durch den Kopf geht, ist: Was wird sie ihrer Mutter sagen? Als alles vorbei ist und er merkt, dass sie noch Jungfrau war, geht eine gewisse Veränderung mit ihm vor. Er beginnt zu heulen. Er ist völlig außer sich und entschuldigt sich, sie aber will nur noch heraus da. Durch seinen Sekretär lässt er sie nach Hause fahren.
(Weiter mit ‚Beverly – 2‘.)
© Günther Stark 2021-02-22