Ich beginne mit einem Zitat aus einem Song „Manische Depressionen sind ein frustrierendes Durcheinander“. Jetzt nennt man es bipolare Störung. Stört es mich? Nein. Besser macht es das ganze auch nicht. Ich fühle mich planlos, lustlos, hilflos, nutzlos. Und all das oft grundlos. Hallo, ich bin die Sabrina und habe eine bipolare Störung. Würde ich nie sagen. Doch es ist ein Teil von mir. Genauso wie meine Sommersprossen. Ein Teil der niemals verschwindet. Ein Teil der Angst bereitet.
„Du hast so schöne Augen“, höre ich oft. Und ich sage zwar danke. Aber frage mich, ob ihr es nicht seht, was so alles daran fehlt? Das Glitzern, das Funkeln vermisse ich sehr. Nun schaue ich oft eher starr vor mich hin. In diesem Chaos von traurigen Gedanken will ich mich einfach nicht weiter verlieren. Auch das Lächeln ist schon lange nur mehr aufgesetzt. Ich spüre nichts, stimmt nicht. Ich spüre dich, ich fühle mit dir, ich bin ganz ehrlich zu dir. Doch ich? Mich spüre ich nicht. Selbstliebe und Selbstwert wurden zu Selbsthass und Selbstmordgedanken. Ich denke, du verstehst mich.
Und dann auf einmal starte ich voller Freude, neuer Ideen, mit tausend Gedanken in den Tag. Ich bewege mich schneller, ich rede schneller, denke schneller. Soviel neue Reize. Nebenbei bin ich gereizt von anderen Menschen, warum trotten sie so langsam dahin, warum können sie mir nicht folgen, warum sind sie bloß so traurig und müde. Niemand kann mit mir mithalten. Nichts kann sich mir in den Weg stellen. Bin nur mehr damit beschäftigt nach mehr zu lechzen. Mein Leben ergibt plötzlich soviel Sinn. Ich bin so unendlich kreativ und aktiv. Doch all das ist wohl sehr naiv. Du verstehst mich nicht.
Dann breche ich wieder zusammen. Statt bunten Schuhen und bunten Socken das schwarze Kleid. Du verstehst mich wieder.
Ich denke mir oft wird eine bipolare Störung auch verherrlicht. Diese Stars haben eine bipolare Störung, lesen Sie mehr dazu. Alle aufzuzählen, ist unmöglich. Alle sind so kreativ und haben soviel erreicht. Durch diese Krankheit? Vielleicht? Ohne Medikamente in einer Manie. Doch dieser Grat ist wahrlich schmal, zwischen dem Wahnsinn und einem Genie.
Die depressive Phase verstehen viele, so auch du. Doch wie fühlt es sich an so eine Manie, werde ich oft gefragt. Das muss doch toll sein. Ist es auch. Vielleicht wie auf Heroin? Keine Ahnung, aber auch ich will immer mehr von dieser Manie. Wenn es sich doch einfach nur weiterhin so gut anfühlen könnte. Ohne all die schlimmen Nebenwirkungen, die von Tag zu Tag mehr werden.
Über meine Gefühle und Gedanken schwirrt auf einmal wieder dieser Nebel herum. Kein Stimmungswechsel, Phasenwechsel. Doch wo bleibe ich? Ich kann die Mitte nicht mehr finden, das ICH nicht mehr spüren. Geht es anstatt all der guten Jahre und Tage, wirklich nur mehr um die stabilen Phasen. Ich schließe mit einem Zitat. „Ein Leben mit Depressionen und Manie. Und dazwischen im vollen Bewusstsein des ICHs. Ist mir das bewusst? Ich bin bewusstlos.
© Sabrina Strutzmann 2023-07-03