von naomin
Ich bin nun 26 Jahre alt und hatte bisher eine „Beziehung“, diese ging maximal 6 Monate und wirklich „Beziehung“ kann man es auch nicht nennen. Alles davor würde ich eher unter die Gruppierung „Kindergarten Beziehung“ setzten. Obwohl das eigentlich sehr wertend wieder klingt, oder?
Ich habe eine Schwester, die älter ist als ich, sie ist eigentlich das komplette Gegenteil von mir. Sie hatte immer Beziehungen – lange Beziehungen. Nun ist sie verheiratet und hat ein Kind. Als wir noch etwas jünger waren, sind wir genau wegen dieser Unterschiede aneinander geraten, weil wir unsere jeweilige Welt nicht verstanden haben oder es nicht wollten. Ich bin damit aufgewachsen, dass meine Familie mich fragt „Und? Wann hast du denn mal ein Freund?“ oder „Wann ist es denn bei dir so weit?“. Es wurden dann auch Spekulationen angefangen, wie „Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du lesbisch bist.“ Es ist auch komplett in Ordnung. Aber zu der Zeit war ich vielleicht 16/17 Jahre alt und alle um mich herum haben angefangen Erfahrungen zu machen, nur ich nicht. All diese Bemerkungen haben eine lange Zeit einen großen Druck auf mich ausgeübt. Auch wenn keiner diese Aussagen gemein gemeint war.
Mein Single Dasein hat sich über die Jahre auch nicht verändert.
Von älteren Personen bekomme ich auch gesagt, meine „innere“-Uhr würde ablaufen und ich müsse mich langsam beeilen. Von Personen in meinem Alter wird mir weniger „Erfahrung“ zugesprochen und mich somit als „Unreifer“ dargestellt.
All diese Fragen, Meinungen, Energien von den Menschen um mich herum haben mich eine Zeitlang sehr unterdruck gesetzt. Ich hatte das Gefühl, mit mir stimme etwas nicht. Ich war verunsichert, bekam Minderwertigkeitskomplexe und dachte, vielleicht bin ich einfach nicht hübsch genug oder zu Langweilig. Was für traurige Gedanken oder?
Eine Zeitlang hat ein junger Mann immer wieder Witze gerissen, mich zu Mögen, sich mit mir Treffen zu wollen, ich sei die Einzige für ihn. Vielleicht war da auch was dran, aber mich hat es nur meine Unsicherheit und Minderwertigkeitskomplexe spüren lassen, sodass ich wirklich verletzt davon war.
Ich kann nicht genau sagen, ab welchem Punkt diese Gedanken aufgehört haben, vielleicht fing es ab dem Moment an, andrem ich mehr auf mich geguckt habe und weniger auf andere, da im selben Zeitraum auch mein Selbstbewusstsein gestiegen ist. Ich habe über die Jahre mich auch nicht verschlossen, sondern bin auf Flirts eingegangen und habe mich auch zu Dates getroffen. Ich habe aber eine sehr wichtige Sache gelernt, sich immer treu zu bleiben. Damit sind meine Prinzipien, Welt Ansichten, Interessen, Wünsche gemeint. Man kann schnell in eine Beziehung kommen, das ist nicht schwierig, was aber schwierig ist, ist jemanden zu Finden, der dieselben Ansichten, Prinzipien und Moralvorstellungen hat. Jemand, der ein sicherer Hafen für einen sein kann, der dich Unterstützt, fordert und mit dir durch Schwere Zeiten geht. Der dich Auffängt und den du auffängst. Und solange ich so etwas nicht in einem Menschen finde, bringt es mir nicht eine Beziehung einzugehen, nur für andere.
© naomin 2023-08-29