Bhutan, Teil 2

Olaf Maly

von Olaf Maly

Story

Bhutan hat, neben Ecuador, das sogenannte ‚Bruttosozialglück‘ eingeführt. Einfach erklärt bedeutet das nichts anderes, als das man das Glück der Bevölkerung vor das Wachstum der Wirtschaft stellt. Ziele sind Verringerung der Armut, Verbesserung der Infrastruktur und vor allem ökologischer Fortschritt und Umweltschutz. Zum Beispiel sind immer noch 2/3 der Fläche des Landes bewaldet, was vergleichbar mit anderen Nationen gewaltig ist. Allerdings darf man nicht vergessen, das dieses Land sehr gebirgig ist, was wiederum eine Urbanisierung nicht gerade leichter macht.

Es gibt auch ein Gesetz, das männliche, offizielle Mitglieder des Staates den typischen Rock, Kho genannt, tragen müssen. Frauen müssen die sogenannte Kira tragen, ein Stück Stoff, das man um den Körper wickelt und an den Schultern befestigt. Dadurch will man eine Identität und Gemeinsamkeit herstellen, die auch nach außen hin sichtbar ist.

Religion hat einen großen Anteil am Leben der Menschen in Bhutan. Es ist ein buddhistisches Land. Überall gibt es Klöster und große Gebetsmühlen. Der bekannteste Tempel dort ist das Tigernest, das man von Paro aus in etwa sechs Stunden Fußmarsch erreichen kann. Es hilft, wenn man gut in Form ist, da es die ganze Zeit steil bergauf geht. Ansonsten ist das eine besondere Art dieses Glaubens. Über die Jahrhunderte hat sich dort eine spezielle Version des Buddhismus etabliert, die die Religion mit den anderen kulturellen Brauchtümern des Landes verbindet. Wohin man blickt, sieht man Gebetsfahnen im Wind flattern. Buddhistische Mönche gehen durch die Straßen und fragen nach Spenden.  Gebetsmühlen stehen in großer Anzahl in der Gegend und wollen gedreht werden. Innen sind Gebete eingetragen, und wenn man die Mühlen dreht, werden diese Gebete ins Himmelreich gesandt. Man stelle sich nur vor, dass man ständig durch eine voll saturierte Sphäre von Gebeten geht, die gerade abgeschickt worden sind. Ein interessanter Gedanke.

Wir hatten das Glück, rituelle Tänze sehen zu dürfen, mit den Tänzern in dämonischen Masken. Es ist eine bunte Veranstaltung und tausende Jahre alt. Auch waren wir bei ganz normalen Bauern eingeladen, die uns zeigten, wie sie leben. Es ist ein einfaches Dasein. Das Wohnzimmer, wenn man so will, ist nicht größer als vielleicht zwanzig Quadratmeter und voll gelegt mit Kissen, auf denen man sitzen kann. Vielleicht noch ein kleiner Teppich, ein Stuhl und ein Schrank für das Geschirr. Das ist alles. In der Ecke ein Gaskocher für den Tee, der mit Yak Butter getrunken wird. Ein Erlebnis besonderer Art, das probiert zu haben.  

Wir waren auch in einer Schule eingeladen, in der uns die Kinder mit einem Volkslied begrüßten. Man hat uns erzählt, dass neu ausgebildete Lehrer für ein Jahr auf das Land in weit abgelegene Gegenden gehen müssen, um dort die Kinder zu unterrichten. Da es nicht viele Straßen gibt, müssen sie manchmal für einige Tage zu Fuß gehen, um ihr Ziel zu erreichen. Und natürlich das ganze Jahr dort bleiben. Ein schöner Gedanke.


© Olaf Maly 2021-03-06

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