Bieriges Silvester

Katja van der Trappen

von Katja van der Trappen

Story

Für Eltern mit jüngeren Kindern ist es bestimmt zu Silvester nicht einfach, da sie mit den Kindern gemeinsam ins neue Jahr reinfeiern möchten und zusammen das mitternächtliche Feuerwerk genießen wollen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass übermüdete Kinder einfach super anstrengend sein können.

Auch meine Eltern hatten seinerzeit das Problem und kamen auf eine geniale Idee. Nach dem Mittagessen gaben sie meinem Bruder und mir ein Glas Bier, damit wir wenigstens noch einen langen Mittagsschlaf halten konnten. Allein der Geruch löste bei mir schon Übelkeit aus. Ich nippte mal kurz an diesem ekelhaften Gebräu und stellte fest, dass es noch schrecklicher schmeckte als es roch. Doch meine Eltern bestanden darauf, dass wir das ganze Glas austrinken sollten. Mein Bruder hielt sich die Nase zu und schüttete es mit einem Zug hinunter. Ich saß derweil immer noch angewidert vor dem vollen Glas. Aber was mein Bruder konnte, dass konnte ich auch. Also hielt ich mir die Nase zu und setzte an, doch nach einem halben Glas musste ich aufhören. Mehr bekam ich wirklich nicht runter. Meine Eltern ließen jedoch nicht locker und beharrten weiterhin darauf, dass ich alles austrank. Ich versuchte, allen Ekel und Abscheu zu überwinden und trank tapfer die zweite Hälfte des Glases aus, zurück blieb der Nachgeschmack und mein verzerrtes Gesicht.

Nachdem der Tisch abgeräumt und der Abwasch erledigt war, ging ich in mein Zimmer und legte mich artig auf mein Bett, doch der Geschmack in meinem Mund wollte einfach nicht nachlassen. Allein der hinderte mich daran, überhaupt einschlafen zu können. Unruhig wälzte ich mich hin und her, hörte Radio, las ein Buch, aber nichts wollte helfen, um endlich einschlafen zu können. Nach zwei Stunden gab ich es auf.

Natürlich war ich dadurch entsprechend unausgeschlafen, wollte aber meinen Eltern und mir auch beweisen, dass ich ja schon groß und kein quengeliges Kind mehr bin. Doch so sehr ich mir auch Mühe gab, es funktionierte einfach nicht, durch das ständige Aufstoßen hatte ich auch immer wieder das Vergnügen des Nachgeschmacks. Als der große Moment des Jahreswechsels nahte, war alles vergeben und vergessen. Alle genossen das Feuerwerk, fielen sich in die Arme und wünschten sich alles Gute für das neue Jahr.

Bis heute ekelt mich der Geruch und Geschmack von Bier und erinnert mich immer noch an dieses Silvester.

© Katja van der Trappen 2022-12-31

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