von Santosha
Liebe Elke!
Lass‘ uns doch mal die Sache von hinten aufrollen. Es tut mir leid, wenn ich das alles nicht versteh‘, doch statt vorbei in meinem Bungalow zu kommen, hast du lediglich mein Konzert genossen. What the f*!
Ok, wir sind Bilderbuch – die berühmteste Band Österreichs, das muss ich schon sagen – doch mit mir allein, ja da hätten wir zwei es doch viel feiner gehabt! Liebe is the place to be! Meine Songs hast du schon tausende Male gehört. Ok, „Europa“ vor dem Schloss Schönbrunn mit der Europaflagge in schillernden Farben heranprojeziert, das war etwas Besonderes. Da habe ich mir tatsächlich etwas einfallen lassen mit meinen Jungs von der Band. Eine einmalige Geschichte! (Also zweimalige, wir waren ja zweimal sold out) Nie Game Over – ganz fix!
Doch eines versteh‘ ich wirklich nicht. Du hast ja mitgesungen und getanzt, warum war bloß deine schönste Erinnerung an diesem Tag diejenige, die sich VOR meinem Konzert abspielte? Ich meine, hey, ich bin ein Star, ein Tiger ist da, ich lese Brut, Camus und Derrida! Die heiße Luft war so flüssig wie Kristall, die Luft so elektrisch, die Mädels waren hektisch! Und wir standen uns gegenüber, es trennte uns ein Netz…
…doch alles woran du dich am liebsten erinnerst, meine Liebe, war wie du halb ohnmächtig wurdest in der Menschenmenge. Nein, nicht wegen mir. *beleidigschnauf* Heute trink ich Wasser, hare krishna.
Keine Ahnung, warum dir schwarz wurde vor den Augen, du weißt es ja selbst nicht. Deine Tochter ging jedenfalls zu den Sanitätern, die am Rand bereitstanden und fragte um Rat… bzw. bereitete sie sie vor, dass ihre Mama gleich einen Kreislaufkollaps haben könnte. Oh, Baby, das Konzert war ja noch nicht mal losgegangen – ich war noch lange nicht auf der Bühne, oh Mann!
Inzwischen hast du deinen guten Platz (um mich zu sehen!) verlassen – also WIR leben high, nie low – und hast auf der Seite, abseits von den Menschen frische Luft eingeatmet. Deine Kleine (na, sooo klein ist sie nicht mehr) hat sich um dich gekümmert, hatte Verständnis, dass du am Boden hocken musstest, weil dich deine Beine nicht mehr trugen – ganz schwach warst du.. und das kurz vor meinem wahnsinnig atemberaubenden Auftritt. Das war dir peinlich, ist dir ja noch nie passiert – umso lieber fandest du es, wie die Kleine sich verhielt. Das war so lieb – ok, ja war es! – dass du auch wieder zu Kräften kamst und noch viel wichtiger, dir warm ums Herz wurde. Ja, ich sage ja immer: Gib dir mehr Zeit für dich und OM! Kurze Zeit danach konntest du jedenfalls rechtzeitig zu Beginn des Konzerts wieder ganz in meiner Nähe stehen.
Und wenn wir uns jetzt ganz zum Anfang der Geschichte scrollen: Maschin‘ – siehst du die Tür, steig in mein Auto ein… mein Traum mit dir – SO hätten wir uns die ganze Geschichte erspart.
Aber nein, du findest mich ja zu cool! Cool mit Kitsch! Was soll ich dazu sagen? ICH war bereit für diese Galaxie. Du hast große Zukunft, doch ich bin nicht dabei. Oh, ich bin so frei, doch frei heißt auch alleine sein. Bussi Baby…
Dein Maurice
© Santosha 2020-01-07