Billig kann uns teuer zu stehen kommen

Roman Schmidt

von Roman Schmidt

Story

Einige Gedanken zur Landwirtschaft …

„Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“ Dieser Satz stammt nicht etwa aus der aktuellen landwirtschaftlichen Diskussion, sondern von Oscar Wilde. Der irische Schriftsteller lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Zitat findet sich im Werk „Das Bildnis des Dorian Gray“. Und doch ist es aktueller denn je.

Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Der Preis hat unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Da bleibt für den Wert kein Raum. Das ist das Ende der „Wert-Schätzung“! Wer kann schätzen, was ein Kilogramm Schnitzelfleisch wirklich wert ist? Steigt der Wert, wenn man dem Schwein vor dem Bolzenschlag in die Augen schaut? Was ist ein Kilogramm Kartoffel wert? Darf man mit Milch einen Handelskrieg führen und im Gegenzug Kühe auf Hochleistung trimmen? Warum zahlt der Handel Geld dazu, damit die Kunden Aktionsbier ins Einkaufswagerl stellen können und was bedeutet das für die Getreidebauern? Wie kann es sein, dass in den großen Biermarken Österreichs Glyphosat nachweisbar ist? So viele Fragen bleiben unbeantwortet, weil sie dem „besten“ Preis geopfert wurden.

Es ist der letzte heruntergehandelte Cent, der Regionen und Lebensräume vernichtet. Glauben Sie nicht, dass Sie nicht daran schuld sind. Wir alle sind verantwortlich. Viele glauben, ihre politische Mitbestimmung ende beim Kreuzerl in der Wahlzelle. Dann seien die anderen gefordert. Die da oben, in Graz, in Wien, in Brüssel. Weit gefehlt. Wir treffen täglich zigfach politische Entscheidungen, mit jedem Euro, den wir ausgeben. Wir entscheiden uns für oder gegen die Region, für oder gegen Österreich, für oder gegen Europa. Jeder Griff in die Brieftasche ist eine zutiefst politische Aussage. Unseren Kühlschrank füllt nicht die Politik. Das sind schon wir.

Mein Vater sagte einst: „Billiges Werkzeug kann ich mir nicht leisten.“ Er wusste genau, wer billig kauft, kauft teuer – weil bald wieder. Warum ist uns dieses Verständnis abhanden gekommen? In vielen Situationen können wir die Qualitäten nicht mehr abschätzen. Und oft sind wir auch gar nicht daran interessiert, dass uns Produkte ein Leben lang begleiten. Schließlich wollen wir Abwechslung und können sie uns leisten. Beim Lebensmittel gilt das nicht. Da empfiehlt sich der Griff zum Billigsten nicht. Das Geld, das man sich spontan spart, könnte langfristig im Gesundheitsbereich für notwendige Reparaturen wieder ausgegeben werden.

© Roman Schmidt 2020-04-09

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