von SusiBock
Ich war 11 Jahre alt, als der erste Ikea im Jahr 1977 in Wien eröffnete, besser gesagt, in der Shopping City in Vösendorf bei Wien. Es war ein denkwürdiges Jahr, denn auch der erste McDonalds öffnete am Schwarzenbergplatz in der Wiener Innenstadt seine Pforten. Beide sollten treue Wegbegleiter für mich werden. Es vergingen mehr als 40 Jahre, bis man nicht mehr lange Wegstrecken in die Peripherie Wiens auf sich nehmen musste, um in das Mekka des leistbarens Wohnens zu gelangen, kunterbuntig wie Pippi Langstrumpf. I’m loving it.
Ikea war exotisch wie McDonalds, weil es nichts Vergleichbares gab. Ikea war auch das erste Möbelhaus, in dem man speisen konnte (fast so gut wie bei McDonalds). Ikea verfügte – auch heute noch – über ein ausgeklügeltes Wegeleitsystem, das einen nicht nur an all den schönen Dingen, die man nicht brauchte, vorbeiführte, sondern auch unweigerlich an Köttbullar & Co. Wer jetzt an Hundstrümmerl denkt, liegt völlig falsch. Die Fleischklößchen waren Pflicht, ebenso wie das Daim an der Kassa.
Ich habe – für bekennende Bücherfans ein Muss – drei Billy-Regale gekauft, aber gefühlte sechs zusammengebaut und mir aus den übrig gebliebenen Schrauben, Muttern und Beilagscheiben hübsche Ketten, Armbänder und Ohrringe gebastelt. Ich hab halt auch nix zum Verschenken, wie der grandiose Niki Nazionale. Die Billys haben mittlerweile auch schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel und keiner hatte je eine Schraube locker.
Wenn ich mich recht entsinne, war die Einrichtung meiner ersten eigenen Wohnung fast vollständig von Ikea. Ich schlief in Björksnäs, speiste von Sällskaplig und trank aus Pokal. Ich saß auf Ektorp und schaute mir in meinem Röhrenfernseher meine Lieblingsserie “Ally McBeal” an. Auch die Stehlampe aus Reispapier, die ein wenig an einen Atomreaktor erinnert, erleuchtet noch immer unser Heim. Wir halten unser Nachmittagsschläfchen, wenn wir nicht gerade bei Ikea sind, noch immer in Sommarbinka, auch im Winter, und unser Hund kuschelt sich gerne in Trattviva.
Erst kürzlich tauschte ich meinen Grönlid im Vorzimmer gegen ein jüngeres Modell mit Aufbewahrung aus. Im Laufe eines langen Lebens sammelt sich einiges an, das auch gut aufbewahrt werden will. Poäng, sein gleichaltriger Vorzimmer-Kollege, durfte aber bleiben und führt uns weiterhin beschwingt in unsere Tage.
Ich habe mich schon einige Male im Abhollager auf der Suche nach meinem Wunschobjekt verlaufen und dann im Fach B32 übernachtet. Gottseidank hat mich niemand mitgenommen. Die Fundgrube war der Spielplatz meines Mannes, während die Kinder sich im Bällebad vergnügten. Und ich einstweilen die 75. Zimmerpflanze kaufte. Was tut man nicht alles für ein gutes (Raum-)Klima.
Pax sei mit euch!
© SusiBock 2021-09-04