von Dean Adams
Es ist komisch darüber zu schreiben, weil ich eher nicht der Typ bin, der offen bei diesen Sachen ist. Ich ziehe es für gewöhnlich vor, meine privaten Dinge für mich zu behalten und selbst meine engsten Freunde davon auszuschließen. Manchmal aber glaube ich, dass es hilft, offen über die Dinge zu sprechen, die einen bedrücken, selbst wenn es schwierig ist, sich so verwundbar zu zeigen. Nicht, weil ich mich meiner Schwäche schäme, sondern eher, weil ich es einfach nicht mag, wenn sich andere um mich kümmern. Normalerweise bin ich derjenige, der auf die anderen aufpasst und ihnen mit offenen Ohren zuhört. Dass ich jetzt hier sitze und meine Misere irgendwem mitteilen will, ist untypisch.
Seit einigen Wochen gehe ich mit jemandem aus. Es fing an mit Dates, in denen wir was trinken oder essen waren, aber wir fanden uns schnell sympathisch und naja, dann ist man schnell mehr als eine Bekanntschaft. Er war total lieb und ich konnte mir wirklich vorstellen, dass wir mehr werden könnten. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich all meinen Freunden und meiner Familie mitteilen werde, dass er und ich jetzt offiziell zusammen sind. Ich grinste jedes Mal, wenn ich daran dachte, ihn allen vorzustellen.
Das alles ging so schnell, ich erzählte ihm von meinen wenigen, meist dämlichen, Geheimnissen und teilte ihm sogar mit, was mein allergrößter Wunsch gewesen ist. Dass er ein wenig älter gewesen ist, störte mich überhaupt nicht. Das hatte mich aber noch nie gestört. Er war so witzig und wir teilten dieselben Ansichten. Es schien zu funktionieren. Zumindest war das mein Eindruck gewesen.
Aus irgendeinem Grund wurde er sehr passiv. Er entschuldigte sich dafür und versicherte mir, dass es daran lag, dass er ein wenig krank sei und deshalb auf viele meiner Nachrichten zu spät oder gar nicht reagierte. Ich dachte mir nicht viel dabei und ging wie gewohnt meinem Alltag nach. Er wird schon wieder, sagte ich mir. Mein Kopf haderte in dieser Zeit extrem damit, meinen Freunden Bescheid zu geben, dass ich seit einiger Zeit mit jemandem ausgehe und er womöglich mein fester Freund sein könnte.
Sie würden wahrscheinlich etwas enttäuscht sein, dass sie nicht von vornherein daran teilhaben durften, doch war ich nie jemand, der Dinge hinausposaunt, bevor sie nicht hundertprozentig eintreffen würden. Viel lieber überraschte ich alle ganz spontan mit Neuigkeiten, weil ich immer Angst hatte, dass sich etwas in den letzten Sekunden ändern würde.
Nachdem ein paar Tage verstrichen waren, wusste ich aber auch, weshalb ich mir nie vollkommen sicher sein konnte. In der Stadt sah ich ihn dann mit einer anderen und wie er sie geküsst hat, war mehr als eindeutig. Wer genau sie war, spielte für mich keine Rolle. Was er mir zu sagen hatte, interessierte mich auch nicht mehr. Ich war auch nicht sauer oder wütend auf ihn. Ich war viel wütender auf mich, dass ich ihm zu viel von mir erzählt habe, zu viel von mir preisgegeben habe und nun diese bittere Wahrheit schlucken musste.
© Dean Adams 2023-01-14