Die Umstände, unter welchen Menschen heute leben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Kluft, zwischen jenen, die im Ueberfluss leben, und dem Meer der verlorenen armen Schluckern wird immer größer. Die vermögendsten zwei Prozent der Weltbevölkerung besitzen fĂĽnfzig Prozent des weltweiten Vermögens. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt zusammen nur ein Prozent. Kein Wunder, dass ihr das Wasser bis zum Hals steht. Wenn es weitergeht, wie bisher, dann steigt auch das Wasser weiter. Wenn wir weiterleben, wie bisher, dann haben die Abgehängten Land unter, denn deren Wohngebiete liegen millionenfach in KĂĽstengebieten, die dank Klimaerwärmung, Polkappenschmelze und steigendem Meerwasserspiegel in absehbarer Zeit verschluckt werden. Während in betroffenen Megacities das arme Leben sprichwörtlich ins Wasser geht, wähnt man andernorts FĂĽĂźe und Bettstatt im Trockenen, flieĂźen andernteils der Welt Milch und Honig. Dabei stammt, man möchte es nicht glauben und tut so, als wisse man von nichts, ein guter Teil der im Ueberfluss konsumierten GĂĽter, wenn nicht der ganze, aus jenen Ländern, in denen Millionen Menschen sich nur ĂĽber Wasser halten, weil sie aus endlosen, mit dem Horizont verschmelzenden MĂĽllhalden ertauchen, was sie vor dem Hungertod bewahrt. Drohen die einen, wenn schon nicht im MĂĽll der anderen, so doch in den sich ausbreitenden Ozeanen unterzugehen, so kommen nun – so scheint es- auch die auf der Erfolgswelle surfenden Gewinner des Systems in Bedrängnis, oder wenn man so will in Seenot. Trotz HĂĽlle und FĂĽlle droht Knappheit: durch den Swimming-Pool-Boom, der durch Corona und schaumgebremste Konsumwillige so richtig befeuert wurde, kommt es zum Nachfrage-Rekord und Materialengpass im Pool-Bau. Doch damit nicht genug: das Wasser geht aus, obwohl genug da ist. Eigentlich. Aber ein Pool ist nur cool mit Wasser. Und davon braucht das Pool zigtausende Liter. So viel, dass die Trinkwasserreserven mittlerweile in Gefahr kommen, wenn die glĂĽcklichen Pool-Besitzer in freudiger Erwartung des coolen SpaĂźes den Hahn aufdrehen und es voll laufen lassen, ihr Pool, mit dem Risiko, dass dann die eigenen Wasserhähne wie auch die der restlichen Gemeinde nichts mehr hergeben. Aus. Ende. Finito. Allein wenn wir an die WC-SpĂĽlung denken, hätten wir im Handumdrehen haufenweise Probleme. Aus gutem Grund also rufen umsichtige Gemeinden daher zum vernĂĽnftigen maĂźvollen Umgang mit dem Wasser auf und ersuchen um – nein, nicht um den Verzicht auf den Pool! Sie bitten einfach um eine langsame BefĂĽllung der Becken, um so eine Notlage zu verhindern. Ein bisschen Geduld darf man schon erwarten, nur Verzicht geht nicht, in einem Land wo Milch und Honig flieĂźen bis zum Hals. Also dann: „Walle! Walle manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser flieĂźe …“ – oder, wie die Segler sagen wĂĽrden: „Mast- und Schotbruch!“
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© Barbara Rainer-Mitterbauer 2021-05-16