Bist du schon geimpft?

Jessica-Aileen Zenzen

von Jessica-Aileen Zenzen

Story
Rheinland-Pfalz 2021

Der August 2021 war der Monat, wo ich eine neue Arbeitsstelle in der nächsten Großstadt fand. Schon ein Tag, nachdem ich meine Bewerbung mit der Post versenden ließ, kam der Anruf meines künftigen Chefs als Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Dieser fand zwei Tage später in einem Sanitätshaus für Orthopädietechnik statt. Die Firma bot Produkte rund um Prothetik und Orthetik sowie auch Reha-Hilfsmittel an. Wir vereinbarten zwei Probearbeitstage in der Woche darauf. Dort lernte ich einige sehr nette Kolleginnen und unsere liebe Teamleiterin kennen. Wir arbeiteten in einem Großraumbüro direkt über dem Sanitätsladen und den Werkstatträumen. Einige Tage später bekam ich den Anruf, wo meine Einstellung zum 01.09.2021 verkündet wurde. So stand ich morgens montags bis freitags mit meinem Vater um 05:30 Uhr auf, um mich zu der weit entfernten Arbeitsstelle zu fahren. Ab 08:00 Uhr fing ich an meinem Schreibtisch an zu arbeiten, wo ich mit der Bearbeitung und der Kontrolle der ärztlichen Verordnungen für die monatlichen Abrechnungen an die Krankenkassen, welche die vielen Kunden montags bis samstags mitbrachten. Zwischendurch führte ich Scanarbeiten zu den jeweiligen Kundenvorgängen in unserem Computersystem durch. Kurz vor der Mittagspause bearbeitete ich meistens die tagtäglichen Posteingänge. Anschließend ging der Tag für mich mit den Aufgaben der Rezeptbearbeitung oder den Scanarbeiten weiter. Zwischendurch erklärte mir die Teamleiterin hin und wieder den Aufbau unserer Firma und weitere neue Dinge, die wichtig waren, sehr geduldig. Sie äußerte mir einige Male, dass sie mit meiner genauen Arbeit zufrieden sei. Mit meinen Kolleginnen verstand ich mich gut, sodass wir öfters zwischendurch mal quatschten. Leider kam es wie überall, wo Menschen sich treffen, zu Unterhaltungen über das Thema Coronaimpfungen.

So stellten wir uns gegenseitig die ultimative Frage: „Bist du auch schon gegen Corona geimpft?“

Bei mir war das kein Problem, mit einem doppelten Ja zu antworten. Mehr oder weniger freiwillig. Manche hingegen konnten dies nicht von sich behaupten, da sie sich eben noch nicht dazu entschlossen haben. Was für mich persönlich in Ordnung war. Jeder Mensch hat ja von oben seinen freien Willen. Einige der Fragensteller hingegen versuchten den Grund einem aus der Nase zu ziehen. So mussten die Ungeimpften sich vor anderen rechtfertigen. In solchen Situationen merkte ich, wie sich unsere Gesellschaft in Deutschland nun noch mehr spaltete. Bei mir waren dieser gesellschaftliche Druck und ein hindernisfreies Suchen nach einer neuen Arbeitsstelle die Hauptgründe, warum ich mich trotz meiner Angst vor Nebenwirkungen impfen ließ. Mittlerweile war die Coronaimpfung an Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren freigegeben worden. Außerdem konnte man sich seit diesem Sommer fast überall kurz mal schnell kostenlos einen Piks von eines der Coronaimpfstoffe holen gehen. Egal, ob beim Hausarzt, in einem Impfzentrum, in einem mobilen Impfbus, an einer Impfdrive-in nahe einem Krankenhaus, im Supermarkt oder gar in einem Einkaufszentrum. Überall hieß es nun, impfen, impfen, impfen, was das Zeug hält.


© Jessica-Aileen Zenzen 2024-05-31

Genres
Lebenshilfe, Biografien
Stimmung
Herausfordernd, Reflektierend, Angespannt
Hashtags