von AndTher
Da ist diese Beitrag zum Thema „Höflichkeit“ im Radio und am nächsten Tag werden die Stimmen von Hörern zum Thema veröffentlicht. Und ich höre wie sehr die Kinder von heute nicht mehr höflich seien. Und wie schlecht die Eltern doch ihre Kinder dahin gehend erziehen. Und ich frag mich, ob das so stimmt, ob das bei uns auch so ist, ob ich das so auf mir sitzen lassen will. Als Mutter fühl ich mich dabei angegriffen. Unsere Kinder sind jetzt knapp 4,5 Jahre alt. Und denke beim Autofahren zum Kindergarten drüber nach.
Im Beitrag wird erwähnt wie wichtig es ist, Kindern Höflichkeiten beizubringen, etwa das „Bitte“ und „Danke“ oder auch das ordentliche Grüßen. Interessanterweise kommen zu diesem Beitrag Meldungen über das nicht-höfliche Verhalten bei Kinder von einer Großeltern-Generation.
Ich kann mich noch gut erinnern an meine Kindheit, da hieß es immer „Wie heißt das?“ „Was sagt man da?“, vielleicht noch unterstützt mit einem Finger-Gestupse von jemandem der „oben“ stand und ich als Kind „unten“. Und es ging mir ehrlich gesagt wirklich am Socken. Und heute ertapp ich mich dabei dass ich genau den gleichen Satz zu meinen Kindern sage. Ich sehe die Kinder, wenn sie etwas bekommen und völlig freudig das Ding und die Menschen rund herum anstrahlen, weil sie sich grad freuen. Und richtig übermannt sind von der Freude und ihre Gedanken dazu noch gar nicht richtig ordnen können. Gedanken wie „Wow, wie super ist das denn?“ oder „Boah, das gehört jetzt wirklich MIR?!“ oder „Das ist soooo schön.“ – und das wichtigste von uns außen stehenden ist zu sagen „Wie sagt man da?“ Bäm. Und damit ist der Moment von Großartigkeit zerstört. Der Moment wo das Kind noch völlig in Freude ist. Schade eigentlich.
Mein Vorsatz: Ich werd mir jetzt öfter die Zeit nehmen, die Kinder in ihrer Freude sein zu lassen. Und einfach den Moment später mit dem Kind in Freude Kontakt aufnehmen. Um sagen zu können – „es ist schön zu sehen, wie du dich darüber freust“. Einfach um den Moment als Moment sein lassen zu können. Und den Moment auch genießen zu können. Um dann festzustellen: Sollen wir mal „Danke“ sagen? Dann hat einfach alles seinen Platz. Und nochdazu ist es dann ehrlich gemeint, weil die Zeit für die ehrliche Verarbeitung da ist.
Sicher, oft ist nicht so lange Zeit, oft sind wir gehetzt, es geht ja auch nicht immer um ein Geschenk, es geht auch um Kleinigkeiten wo man schnell danke sagt. Aber im Ideallfall ist es ehrlich.
Und noch ein Gedanke dazu – von Kindern wird sichtlich erwartet, dass sie all diese Regeln beachten, die uns anscheinend wichtig sind. Wichtig ist, dass wir genau das auch vorleben. Denn an Vorbildern können Kinder lernen. Und oft genug hab ich meinen Papa schon drauf hingewiesen, dass auch er „Danke“ zu den Kindern sagen darf. Und dann ist er ganz überrascht. Positiv. Und sagt ehrlich „Danke“. Und das ist fein.
© AndTher 2020-02-13