von Andrea Burchhart
Wohe 4
Das Homeschooling-Programm ist aufgrund der âOsterferienâ auf ein Minimum runtergefahren, daher frönen meine Söhne ihrem liebsten Hobby. Das da heiĂt: Den eigenen Bruder Ă€rgern! Sie schaffen es tatsĂ€chlich, sich wegen allem und nichts in die Haare zu kriegen. Wer hat zwei Tropfen Orangensaft mehr im Glas? Welche PizzahĂ€lfte hat mehr Maiskörner? Wessen ZahnbĂŒrste wird zuerst mit Zahnpasta bestrichen? Wer darf (muss) Oma (Opa, Tante, Freund, Freundin) anrufen? Wessen Turnschuhe sind gerade mehr versaut? Wer braucht den roten (blauen, gelben, grĂŒnen) Farbstift jetzt gerade unbedingt und sofort dringender (sicher nicht)? Und wer stellt sich jetzt (sicher nicht/sofort) unter die Dusche? Es gibt wirklich keine Situation, die man nicht in einen Streit verwandeln könnte. Dabei wird geschrien, geboxt, getreten, geraunzt, geworfen (mit Spielzeug und BĂŒchern), geweint, getobt. FĂŒr mich bleibt: genervt und gefrustet.
Klar, wir alle fĂŒhlen uns fremdbestimmt und permanent bevormundet. Die Kinder von uns, wir von der Regierung. So vieles, was frĂŒher selbstverstĂ€ndlich war, steht plötzlich wieder zur Diskussion. Unser 11-jĂ€hriger Sohn hat jedenfalls schon angekĂŒndigt, dass er, wenn Corona vorbei ist (was immer das genau heiĂen mag) und er wieder in den Park gehen darf, sich dort fix fĂŒr fĂŒnf Stunden aufhalten wird. Ohne uns! Wer kann es ihm verdenken? Als Ende letzter Woche von diesem schwammigen Oster-Erlass die Rede war, hat unser ErstklĂ€ssler vorgerechnet, dass wir jetzt alle Familien, die wir mögen, zu uns einladen könnten. âNur die S.âs dĂŒrfen nicht zu uns, die sind schon sechs Personen. Aber wir dĂŒrfen zu ihnen, weil wir sind eh nur vier.â Die Rechnerei hĂ€tte er sich sparen können, weil am Montag eh wieder alles anders war. Der Montag war ja noch nie mein Lieblingswochentag, aber seit diesen montĂ€glichen Corona-Pressekonferenzen mit einer Hiobsbotschaft nach der anderen (Keine Schule bis Mai, keine Auslandsreisen bis ein Impfstoff gefunden wird?!?) mag ich ihn noch viel weniger. Ziemlich sicher ist das alles richtig und gut, wenn jeder fĂŒr sich bleibt und zu anderen Abstand hĂ€lt. Trotzdem verstehe ich nicht, warum Hausverwaltungen gerade jetzt Dachterrassen absperren oder die BundesgĂ€rten geschlossen bleiben. Weniger begehbare GrĂŒnflĂ€chen bedeutet doch automatisch mehr Menschen auf denen, die nutzbar sind, nicht? Dass Leute beim Spazieren im Wienerwald angemault werden, weil âsie hier nix verloren habenâ (Wer dann, bitte?) ist wirklich entbehrlich.
© Andrea Burchhart 2022-06-28